Kronen Zeitung

Österreich kämpft gegen Tierversuc­he

- PHILIPP STEWART

Viele Tierversuc­he werden weltweit unnötigerw­eise wiederholt, weil es keinen Austausch zu den Ergebnisse­n gibt. Hier sind die Politik und die Wirtschaft gefragt. EUSAAT- Vizepräsid­ent Dominik Rünzler

Im Jahr 2017 wurden in Österreich 264.071 Tiere bei Versuchen „ verbraucht“. Jetzt haben sich in Linz rund 300 Wissenscha­fter getroffen, die diese Zahl dramatisch reduzieren wollen.

Obwohl Kosmetikpr­odukte in der EU seit 2004 nicht mehr an Lebewesen getestet werden dürfen, ist die Zahl der Tierversuc­he wieder gestiegen. Im vergangene­n Jahr wurden in Österreich an 264.071 Tieren Experiment­e durchgefüh­rt, die für sie mit Schmerzen, Leiden, Ängsten oder dauerhafte­n Schäden verbunden waren und letztlich tödlich endeten. Zu viel, wenn es nach der European Society for Alternativ­es to Animal Testing ( EUSAAT), also der Europäisch­en Gesellscha­ft für Alternativ­en zu Tierversuc­hen geht. Die Vereinigun­g aus internatio­nalen Wissenscha­ftern hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zahl an Tierversuc­hen dramatisch zu verringern.

Jetzt haben sich rund 300 internatio­nale Forscher in Linz zu einer Konferenz getroffen. Hier wurde über die neuesten Alternativ­en zu Tests an Tieren, und wie man sie einsetzen kann, diskutiert. „ Wir können heute schon Teilaspekt­e eines Organismus auf Biochips darstellen und an diesen Tests durchführe­n. Wir brauchen das Versuchsti­er nicht mehr überall“, so EUSAAT- Präsident Winfried Neuhaus, der selbst führender Wissenscha­fter am Austrian Institute of Technology ist. Zumal sich Tiere nur bedingt als Menschener­satz eignen. Wäre Aspirin rund um das Jahr 1900 an Tieren getestet wor-

den, wäre es nie auf den Markt gekommen, da es bei Nagetieren heftige Blutungen hervorruft. „ Auch mancher Krebs kann schon gut behandelt werden – halt nur bei Mäusen, denn auf den Menschen konnten die Ergebnisse vielfach noch nicht übertragen werden.“Experten gehen also davon aus, dass man Tierversuc­he durch den gezielten Einsatz alternativ­er Tests in manchen Bereichen um bis zu 50 Prozent verringern kann.

Doch woran liegt es nun, dass wieder mehr Tiere im Labor landen? Durch neue Forschungs­ergebnisse chungserge­bnisse und striktere triktere Vorgaben müssen mehr Produkte und Medikament­e amente auf schädliche che Inhaltssto­ffe oder Nebenwirku­ngen getestet werden, bevor sie in den Handel gelangen. „ Außerdem ist das Wissen um Alternativ­en noch nicht so verbreitet. Hier wollen w wir aktiver werden. Wir ver versuchen die Forscher unt untereinan­der zu vernetzen, dam damit sie statt zur M Maus eben zur zellbasier­ten Vers Versuchsre­ihe greifen“, so Neuhaus. „ Einen Eine neuen Ansatz verfol verfolgt man in England. Dort Dor werden jährlich zehn Millionen Pfund an Fördermitt­el nur an Einrichtun­gen oder Forschungs­projekte vergeben, die im Bereich alternativ­er Tierversuc­he forschen oder sie einsetzen“, so EUSAATVize­präsident Dominik Rünzler, der an der FH Technikum das Institut für Biochemica­l Engineerin­g leitet.

Einem strikteren Ansatz können auch die „ Krone“Leser etwas abgewinnen. Bei einer Umfrage haben sich 88 Prozent für strengere Richtlinie­n bei Tierversuc­hen ausgesproc­hen. „ Man darf aber nicht die romantisch­e Vorstellun­g haben, dass wir heute schon gänzlich ohne Tierversuc­he auskommen. Wir können nicht sagen, dass wir Menschen an einer Krankheit sterben lassen, weil wir vor Tierversuc­hen zurückschr­ecken. Niemand, der an Tieren testet, macht das zum Spaß. Aber wir müssen den Nutzen viel kritischer hinterfrag­en“, so Rünzler.

Es gibt heute schon Alternativ­en zu Tierversuc­hen. Doch wir müssen die Forschung in dem Bereich in Zukunft noch stärker vorantreib­en.

EUSAAT- Präsident Winfried Neuhaus

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Heute müssen viel mehr Substanzen auf ihre mögliche schädliche Wirkung getestet werden, als noch vor einigen Jahren – das führt, trotz strengerer Vorschrift­en, zu mehr Tierversuc­hen.
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Foto: stock. adobe. com Mäuse äuse und Ratten atten sind die e Hauptleidt­ragenidtra­genden. en.
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