Österreich kämpft gegen Tierversuche
Viele Tierversuche werden weltweit unnötigerweise wiederholt, weil es keinen Austausch zu den Ergebnissen gibt. Hier sind die Politik und die Wirtschaft gefragt. EUSAAT- Vizepräsident Dominik Rünzler
Im Jahr 2017 wurden in Österreich 264.071 Tiere bei Versuchen „ verbraucht“. Jetzt haben sich in Linz rund 300 Wissenschafter getroffen, die diese Zahl dramatisch reduzieren wollen.
Obwohl Kosmetikprodukte in der EU seit 2004 nicht mehr an Lebewesen getestet werden dürfen, ist die Zahl der Tierversuche wieder gestiegen. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich an 264.071 Tieren Experimente durchgeführt, die für sie mit Schmerzen, Leiden, Ängsten oder dauerhaften Schäden verbunden waren und letztlich tödlich endeten. Zu viel, wenn es nach der European Society for Alternatives to Animal Testing ( EUSAAT), also der Europäischen Gesellschaft für Alternativen zu Tierversuchen geht. Die Vereinigung aus internationalen Wissenschaftern hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zahl an Tierversuchen dramatisch zu verringern.
Jetzt haben sich rund 300 internationale Forscher in Linz zu einer Konferenz getroffen. Hier wurde über die neuesten Alternativen zu Tests an Tieren, und wie man sie einsetzen kann, diskutiert. „ Wir können heute schon Teilaspekte eines Organismus auf Biochips darstellen und an diesen Tests durchführen. Wir brauchen das Versuchstier nicht mehr überall“, so EUSAAT- Präsident Winfried Neuhaus, der selbst führender Wissenschafter am Austrian Institute of Technology ist. Zumal sich Tiere nur bedingt als Menschenersatz eignen. Wäre Aspirin rund um das Jahr 1900 an Tieren getestet wor-
den, wäre es nie auf den Markt gekommen, da es bei Nagetieren heftige Blutungen hervorruft. „ Auch mancher Krebs kann schon gut behandelt werden – halt nur bei Mäusen, denn auf den Menschen konnten die Ergebnisse vielfach noch nicht übertragen werden.“Experten gehen also davon aus, dass man Tierversuche durch den gezielten Einsatz alternativer Tests in manchen Bereichen um bis zu 50 Prozent verringern kann.
Doch woran liegt es nun, dass wieder mehr Tiere im Labor landen? Durch neue Forschungsergebnisse chungsergebnisse und striktere triktere Vorgaben müssen mehr Produkte und Medikamente amente auf schädliche che Inhaltsstoffe oder Nebenwirkungen getestet werden, bevor sie in den Handel gelangen. „ Außerdem ist das Wissen um Alternativen noch nicht so verbreitet. Hier wollen w wir aktiver werden. Wir ver versuchen die Forscher unt untereinander zu vernetzen, dam damit sie statt zur M Maus eben zur zellbasierten Vers Versuchsreihe greifen“, so Neuhaus. „ Einen Eine neuen Ansatz verfol verfolgt man in England. Dort Dor werden jährlich zehn Millionen Pfund an Fördermittel nur an Einrichtungen oder Forschungsprojekte vergeben, die im Bereich alternativer Tierversuche forschen oder sie einsetzen“, so EUSAATVizepräsident Dominik Rünzler, der an der FH Technikum das Institut für Biochemical Engineering leitet.
Einem strikteren Ansatz können auch die „ Krone“Leser etwas abgewinnen. Bei einer Umfrage haben sich 88 Prozent für strengere Richtlinien bei Tierversuchen ausgesprochen. „ Man darf aber nicht die romantische Vorstellung haben, dass wir heute schon gänzlich ohne Tierversuche auskommen. Wir können nicht sagen, dass wir Menschen an einer Krankheit sterben lassen, weil wir vor Tierversuchen zurückschrecken. Niemand, der an Tieren testet, macht das zum Spaß. Aber wir müssen den Nutzen viel kritischer hinterfragen“, so Rünzler.
Es gibt heute schon Alternativen zu Tierversuchen. Doch wir müssen die Forschung in dem Bereich in Zukunft noch stärker vorantreiben.
EUSAAT- Präsident Winfried Neuhaus