Die „ Wiener“sind fit für Paris
Musikverein: Wiener Philharmoniker, Gergiev, Matsuev
Hommage- Konzerte der Wiener Philharmoniker für Russlands klassische Moderne wie Schostakowitsch oder Prokofjew sind höchst selten: Fürs 2. Abokonzert lud man Valery Gergiev, den international umworbenen Chef des St. Petersburger Mariisnki- Theaters, ans Pult. Für eine Huldigung an Sergej Prokofjew.
Samstag und Sonntag demonstrierten die „ Wiener“im Musikverein, wie fit sie für die Werke dieser Kultfigur der russischen Musikszene sind. Und wie fit sie auch nach diesen beiden Konzerten für ihr Gastkonzert gestern Abend in Paris sie sind.
Gergiev präsentierte Prokofjew pur: eine SzenenAuswahl aus dem 1938 uraufgeführten Ballett „ Romeo und Julia“, seine 6. Symphonie ( 1944/ 47; op. 111) und das fulminante 2. Klavierkonzert ( 1913; op. 16).
Höhepunkt war Prokofjews Klavierkonzert mit dem Solisten Denis Matsuev ( 43), einem der führenden russischen Pianisten und Rachmaninow- Spezialisten. Er stürzt sich mit eminenter Kraft ins Klavierabenteuer dieses Extrem- Konzerts, das 1913 einen Skandal auslöste – „ zum Teufel mit dieser Futuristenmusik“schrie damals das Publikum. Dann wurden die Noten bei einem Brand vernichtet und in einer Rekonstruktion von Prokofjev sogar vereinfacht.
Matsuev findet die ideale Balance zwischen rabiatem Zupacken, stahlharten Konturen und feiner Detailzeichnung, zwischen hämmernder Direktheit und poetischem Zauber kühl glitzernder Läufe, ja sogar Intimität.
Bei „ Romeo und Julia“hält Gergiev die „ Wiener“zum richtigen Mix aus Liebesromanze und Mordtragödie mit stampfenden Rhythmen an. Die 6. Symphonie, die in heftigen politischen Angriffen der Stalin- Kamerilla gezaust wurde, modelliert Gergiev kristallklar und durchsichtig und zelebriert nur die Höhepunkten in dröhnender Lautstärke und Klangexplosionen.
Die hervorragend disponierten „ Wiener“erfüllten dem Dirigenten alle Wünsche, brillierten mit Kraft und einer schimmerden Farbenpalette, und ohne dass viele der heiklen Stellen zu mechanisch wirkten.