Falscher Alarm
Herr Herbert E. bestieg in seinem Wohnhaus den Aufzug und wollte damit in den sechsten Stock fahren. Dabei betätigte er versehentlich die Taste mit der Aufschrift „ NOTRUF“. Sofort ertönte ein schrilles Läuten, gleichzeitig öffnete sich die Tür des Hausbesorgers, und der Hausbesorger kam heraus.
„ Was läutn S denn?“, fragte der Hausbesorger.
„ I bin nur ankumma“, sagte Herr E. „ Der Fall is erledigt. I fahr.“
„ Sie fahrn nicht!“, rief der Hauswart und stellte einen Fuß zwischen die Aufzugstür. „ Weil des wird ma jetzt scho langsam z bled! Dauernd wird gläut! Immer wieder gibts an falschen Alarm! I derschrick, richt mi zum Helfn her, und dann is nix! I bin net eicher Trottel! De Läuterei gwöhn i eich oh!“
„ Gengan S net künstlich haß“, sagte Herr E. „ Se san do eh nie daham. Wia unlängst der Aufzug gsteckt is, habn de Leit, was drinn warn, künstlich ernährt werdn müassn, sunst warns verhungert, so lang hats dauert, bis Se kumma san. Gebn S in Fuaß weg, i fahr.“
„ Ja, aber in Kölla!“, rief der Hausbesorger und drückte die Aufzugstür zu. „ Weil Se habn in Notruf betätigt, ergo werdn S gerettet! I lass Ihna jetzt obe, dann kurbl i Ihna auffe, und dann zahln S de Bergungsgebühr! Mi können S net pflanzn, des kost Ihna was! Ja, druckn S nur! Da können S jetzt druckn wia auf aner Ziehharmonika! Der rührt se nimmer! Weil i hab scho ausgschaltn. Wiedaschaun, i hol ma nur mein Helm, ein Pickel und das Rettungsseil. Alles braucht seine Zeit.“
„ Er hat außn a Druckerl, des kennt nur er, mit dem hat er mi in Keller obelassn“, berichtete Herr E. dem Bezirksrichter. „ Zwanzg Minuten war i in der Finstern, dann hat er mi langsam wieder auffekurblt. De Leit warn scho zsammgrennt, er hat ausgschaut wia a Feuerwehrmann, und wia i dann wieder heraußt war, wollt er von mir a Unterschrift fürs Magistrat, Abteilung Katastrophendienst. I hab eahm sofort ane pantscht, mit mir kann er doch ka Übung machn. Wo san ma denn?“
Zeugen werden geladen; der Hausmeister behauptet felsenfest, Herr E. sei wirklich im Keller gesteckt.