Weniger Stress beilockerer Familien- Bande
„ bulle“ottfried fischer, der in passau nun ein museum betreibt, über sein leben mit parkinson, seine lust, wieder einmal zu drehen, und die etwas distanzierte beziehung zu den töchtern seit der trennung von seiner frau
Unter vier Augen: Ottfried Fischer
Otti, es gibt kaum eine Serie, die so oft wiederholt wird wie dein „ Bulle von Tölz“. D u bist daher bei den Zuschauern nach wie vor extrem präsent, obwohl du schon lange nicht mehr gedreht hast!
Ja, es scheint so, dass die Zeit des Fernseh- Schaffens abgeschlossen ist. Das ist für mich wie abgerissen. Könntest du denn noch drehen – trotz Parkinson?
Natürlich. Den Chef im Rollstuhl könnt ich jederzeit spielen ( lacht). Aber im Ernst: Derzeit könnt ich keine durchgehende Hauptrolle spielen, aber dank einer Reha kann ich mit Krücken jetzt schon wieder gehen. Käm ein Angebot, tät ich nicht nein sagen.
2008 hast du deine Parkinson- Erkrankung öffentlich gemacht, hast aber dann noch viele Jahre weitergedreht und Bühnen- Auftritte absolviert?
Ja, klar. Ich hab meinem Publikum auch immer die Scheu genommen, indem ich gleich zu Beginn meines Programms gesagt hab:
„ Keine Angst, i mach keine Schüttelreime!“
D as Leben mit Humor zu nehmen, ist eine Kunst. Ist dir das auch gelungen, als du 2013 – mit knapp sechzig – mit dem D eutschen Fernsehpreis bereits für dein „ Lebenswerk“geehrt worden bist? Ja. Das war zwar ein bissl früh – fürs „ Lebenswerk“– , aber jeder Preis sucht sich unerbittlich seinen Träger ( lacht). Und ich hab ja im Jahr davor – nach 170 Sendungen – mit dem Kabarettformat „ Ottis Schlachthof“wegen meiner Erkrankung aufgehört. Die Zeit des Fernseh- Machens war also tatsächlich damals augenscheinlich vorbei. Und bis
heute scheint es auch wirklich vorbei zu sein. Aber ich bin schon ein bisschen anfällig für Ehrungen. Also hat die Freude übers Lebenswerk trotz allem überwogen. Übrigens hab ich ja noch einen zweiten „ Lebenswerk“- Preis bekommen, den Comedypreis 2017. Darüber war ich total begeistert. Der Hape Kerkeling hat eine super Laudatio gehalten, und die ganze Stimmung war fantastisch.
Großartig, dass du doch immer wieder euphorische Momente erleben kannst, trotz dieser schweren chronischen Erkrankung!
Dafür bin ich auch dankbar. Ich hadere ja auch nicht mit dem Schicksal. Hab nie gehadert. Übrigens, Vera: Als ich die Diagnose definitiv erfahren hab, da wusst ich’s bereits. Denn – durch völligen Zufall – wollte mich damals die Parkinson- Gesellschaft als Vorsitzenden. Dem Schreiben beigelegt war ein Zettel mit den Früherkennungsmerkmalen dieser Krankheit – und das war genau das, was ich an mir selbst entdeckt hatte. Da hab ich gewusst: „ Oh Scheiße, das hab ich ja!“Und wie fühlst du dich derzeit, wie geht’s dir?
Ich bin ganz zufrieden damit. Es könnte schlimmer sein. Der Parkinson ist ziemlich stabil, und es gibt Fortschritte, die ein biss- chen hoffen lassen. Im Vorjahr bin ich zwei Monate gelegen, was zu einem sehr starken Muskelabbau geführt hat, deshalb musste ich dann acht Monate in Reha. Aber meine Simone, mit der ich ja schon seit acht Jahren zusammen bin, ist immer an meiner Seite. Sie betreut mich ganz wunderbar. Im Übrigen ist sie auch die Geschäftsführerin von meinem neuen „ Hochwasser- Museum“in Passau. „ Hochwassermuseum“?
Ja, das ist 2013 beim Jahrtausendhochwasser eingerichtet worden, und wir machen daraus jetzt auch ein Eventlokal. Ich selber möcht dort eine Art „ Talkshow im Wohnzimmer“machen – vor rund siebzig Menschen. Außerdem arbeitest du an deinem zweiten Buch?
Ja, nach meiner Biografie „ Das Leben ein Skandal“, geht’s jetzt nur um Geschichten, die für Heimat stehen. Ich sage: Heimat ist dort, wo einem die Todesanzeigen was sagen.
Zurück zu dir: D eine Töchter sind 21 und 25, die Ä ltere arbeitet als Moderatorin der Frühsendung beim Privatradio in Passau. Hörst du sie oft? Die Kinder führen ja schon ein ziemliches Eigen- leben. Verbringen Weihnachten oft, wo sie wollen. Wir haben auch schon lange Weihnachten nicht mehr hochgehängt, also gibt’s da keine Grundsatzdiskussionen mehr. Familie muss da sein, wenn man sie braucht, da muss man zusammenhalten.
Ansonsten hab ich die Erfahrung gemacht: Je lockerer die Familienbande, umso weniger Stress!