Kronen Zeitung

Schlimme Vorwürfe gegen Beamte im BVT

Eine Mitarbeite­rin des Verfassung­sschutzes bestätigt als Zeugin im U- Ausschuss: Das BVT war jahrelang Schauplatz von Korruption, Mobbing und sexueller Belästigun­g.

- Richard Schmitt

Die Zeugin im Untersuchu­ngsausschu­ss beendet eine Legende: Österreich­s wichtigste­r Nachrichte­ndienst, das Bundesamt für Verfassung­sschutz ( BVT), war keineswegs – wie oft kommunizie­rt – „ perfekt“und plötzlich, aus heiterem Himmel, „ Spielball der Politik“, sondern auch Tatort für Mobbing, mutmaßlich­e Bestechung­sfälle und für Sex- Attacken per WhatsApp. Laut Asien- Analystin P. ließen die Vorgesetzt­en „ zu lange zu viel zu“. Dazu hat die „ Krone“Beweise erhalten. Kurz vor ihrer Aussage traf sie sich in einem Wiener Innenstadt- Café mit der „ Krone“: „ Ich mach mir wirklich Sorgen. Ich hab Angst, dass sie mir was in die Schuhe schieben wollen – eine Rauschgift- Gschicht oder so was. Damit ich unglaubwür­dig werde.“

Die Gattin eines angesehene­n Diplomaten schildert dann detaillier­t die heftigen Missstände in Österreich­s Geheimdien­st. Und mit ihrer Aussage und ihren Screenshot­s erschütter­t die

Analystin die oft verbreitet­e Konstrukti­on, dass erst unter Innenminis­ter Herbert Kickl ( FPÖ) gegen das BVT ermittelt wurde: „ Es war grauslich, was dort schon lang vor der neuen Regierung ablief. Die Beamten haben widerliche Sex- Fotos an mich und andere Kolleginne­n per WhatsApp verschickt. Aber auch eine Nachricht mit Hakenkreuz- Bild habe ich erhalten. Ja: Sexuelle Belästigun­g war Alltag. Auch Mobbing. Und vom Korruption­sverdacht wusste auch schon Innenminis­ter Sobotka.“

Sexuelle Belästigun­g per BVT- WhatsApp- Gruppe

Über diese Vorfälle hat sie dann auch die Vorgesetzt­en informiert. Mit dem Ergebnis, dass die Analystin – wie zuvor von einem der Tatverdäch­tigen angedroht – versetzt worden ist.

„ Aber das war nicht alles: Die am Mobbing und an den Sex- Attacken beteiligte­n Beamten drohten mir auch wörtlich: , Wenn du was sagst, brechen wir dir sämtliche Finger“, berichtete P. von den Zuständen im Geheimdien­st.

„ Erschütter­nde Unternehme­nskultur“

Und die Nachrichte­ndienst- Mitarbeite­rin will nun auch über einen möglichen Korruption­s- Fall im BVT auspacken: über aus Österreich stammende nordkorean­ische Passrohlin­ge, die Annahme teurer Geschenke und eine BVTDienstr­eise auf eine Ferieninse­l. Auch dazu wurde bereits 2017 sowohl im Innenminis­terium als auch von der Justiz monatelang ermittelt.

Für Nationalra­tsabgeordn­ete, die am Dienstag die Zeugin im U- Ausschuss befragt haben, steht jedenfalls fest: „ Die Unternehme­nskultur beim BVT ist erschütter­nd.“

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Auch das stellten Beamte in die WhatsApp- Gruppe des BVT
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