Hybrid, aber anders
Nach sechs Monaten verlässt uns der Seat Leon mit Erdgas- Antrieb – und wir ziehen ruhig Bilanz
Ein paar Schritte zurück. Die Angst vor einem explodierenden Auto ließ uns anfangs beim Tanken noch zurückweichen. Dabei sollten wir es besser wissen: Gastanks sind aus Kohlefaser und können z. B. nicht rosten, zweitens wird das System vor jedem Tankvorgang auf seine Dichtheit überprüft. Wie übrigens auch bei jeder „ Pickerl“- Prüfung.
Während des Tankvorgangs ergab sich das eine oder andere Pläuschchen. Denn der Seat Leon TGI sieht zwar aus wie jeder andere, sticht aber als Hybrid heraus – als ein gänzlich anderer als gewohnt: Der 1,4- lTSI- Motor wurde von Seat für CNG- Betrieb umgerüstet, auf die höhere Verbrennungstemperatur angepasst, fährt aber auch mit Benzin.
Dafür muss jedoch der 15kg- Gastank leergefahren werden, erst dann wird automatisch umschaltet – und
der Motor holt sich aus dem 50- l- Benzintank seinen Saft.
Das ist jedoch so gut wie nie nötig. Wir verbrauchten im Test 4,1 kg/ 100 km, auf der Autobahn überhaupt nur 3,7 kg – mit rund 400 km Reichweite lässt es sich also recht locker eine CNGTankstelle finden. Für den Gastank werden im Seat Leon ST 113 l Volumen des Kombi- Hecks geopfert, bleiben immer noch stattliche 482 bis 1365 l Kofferraum.
Größer ist der „ Verlust“bei der Spritzigkeit: Der 110- PS- Motor wartet auf den Turbo, ehe er in Fahrt kommt. Dabei versucht das 7- Gang- Doppelkupplungsgetriebe, die Anfahrschwäche zu kaschieren. Und meint es leider auch beim Bergabfahren zu gut – zu niedrige Gänge ersparen uns das Bremsen, aber das Aufheulen des Motors nervt.
Dabei ist der Seat sonst unauffällig: Typisch für einen CNG- Motor ist die Laufruhe, die Dämmung lässt auch so gut wie keine Windgeräusche ins Innere. Und auch nach ca. 13.000 Test- Kilometern sind die komfortabel- straffen Sitze wie sämtliche Kunststoffteile unbeeindruckt.
Mehr ist besser
Um den Kostenvorteil des CNG zu nützen, müsste man schon etwa 50.000 km fahren – schließlich kostet der 110- PS- TGI mit 25.440 Euro um 2800 Euro mehr als der gleichstarke Benziner, jedoch gibt es in einigen Bundesländern noch Förderungen. Wir müssen uns jetzt aber vom Leon- Dauertester verabschieden.
Inzwischen hat Seat übrigens verkündet, dem Leon mit Anfang 2019 einen neuen Motor zu spendieren: Der 1,5 TGI leistet dann 130 PS, bekommt einen 17,7- kgGastank, dafür schrumpft der Benzin-„ Nottank“auf 11,8 l. Macht Sinn. Wer führt schon gerne zu viel Sprit „ spazieren“. . .?