Dienstag ist Wahltag
Sogar der langjährige USAußenminister John Kerry musste einmal passen, als er vor laufender Kamera gefragt wurde, weshalb Wahlen in den USA an einem Dienstag – konkret am ersten Dienstag nach dem ersten Wochenende im November ( also heute) – stattfinden und nicht wie sonst überall auf der Welt an irgendeinem Wochenende. Für alle Berufstätigen wäre das zweifellos angenehmer.
Aber der spezielle, gesetzlich verankerte Wahl- Diens- tag in den USA ist ein Relikt aus der Vergangenheit. Einer Vergangenheit, in der diese Regelung durchaus sinnvoll erschien. Schließlich ist die amerikanische Demokratie bereits deutlich mehr als 200 Jahre alt, und damals lebten die meisten Amerikaner von der Landwirtschaft.
Damit erschien der November sinnvoll, weil die Bauern zu dieser Zeit bereits die Ernte eingebracht, also mehr Zeit hatten. Im gläubigen Amerika fiel allerdings der 1. November als Wahltag aus, erstens weil auf diesen Tag Allerheiligen fällt, zweitens weil die Kaufleute den Monatsersten traditionell dafür nutzten, ihre Buchführung zu machen. Das auf den 1. November folgende Wochenende schied wiederum aus, weil die Menschen am Sonntag in die Kirche gehen und der Weg in das nächste Wahllokal damals weit und beschwerlich sein konnte.
Also einigte man sich auf den Dienstag, der auf das erste November- Wochenende folgt. So hatten die Men- schen am Montag genug Zeit, um per Pferd oder Planwagen zum Wahllokal anzureisen.
Heute wird die Tatsache, dass die Wahl an einem gewöhnlichen Werktag stattfindet, mit dafür verantwortlich gemacht, dass die Wahlbeteiligung in den USA traditionell sehr niedrig ist. Bei Präsidentschaftswahlen liegt sie durchschnittlich nur bei etwa 50 bis 60 Prozent. Dennoch, mehreren Initiativen zu seiner Änderung zum Trotz gilt das Dienstags- Gesetz bis heute.