Vorwärts mit Moses
Es muss so dreieinhalbtausend Jahre her sein. Da hatte Moses die wilden Orgien der Kinder Israels satt, stolperte vom Berg Sinai herunter und knallte dem verblüfften Volk die Steintafeln mit den Zehn Geboten hin. Die Geburtsstunde der Gesetze, die das Zusammenleben der Menschen halbwegs regeln sollte.
Seither hat ein enormes Datenvolumen mit Vorschriften für fast alles, Scharen von Anwälten wohlhabend und Politiker populär gemacht. Bürokratien sind groß geworden und Parlamente müde.
Jetzt schreiben wir das Jahr 2018, und der November soll Österreich um ein Verfassungsgesetz moderner machen: Das Verbot des Kopftuchs in Volksschulen.
Mit diesem Weiterdreh eines thematischen Dauerbrenners hat die türkisblaue Regierung die Welt für muslimische Mädchen zwar noch nicht verbessert, aber die SPÖ in eine schwierige Lage gebracht.
Knapp vor ihrem ersten Parteitag muss die neue Vorsitzende Pamela RendiWagner die Genossen da jetzt klar in Position bringen. Das birgt Sprengstoff für die nicht nur in dieser Frage uneinigen Blöcke der Sozialdemokratie.
Die Sache mit dem Kopftuch ist für die SPÖ verzwickt. Die Bewegung hat zwar traditionell einen Hang zum Regelwerk. Zugleich will sie sich auch tolerant geben. Das geht sich aber nicht immer aus, wenn es um Orientierung und um ein ziviles Miteinander geht. Daher nur mutig vorwärts: Was Moses im Großen tat, darf Rendi- Wagner auch im Kleinen tun.