Kronen Zeitung

Republik Europa – ein Hirngespin­st?

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In dem politische­n und medialen Getöse um das Gedenkjahr 1918 ist eine Nachricht ein wenig untergegan­gen: Die linke Kunstaktio­n rief das Ende der europäisch­en Nationalst­aaten aus und plädiert für die „ Europäisch­e Republik“. Hauptpropo­nenten dieser Aktion sind der linke österreich­ische Schriftste­ller Robert Menasse sowie die deutsche Politologi­n Ulrike Guerot.

Eine interessan­te Aktion, gerade im Hinblick auf den bevorstehe­nden Brexit Großbritan­niens und den Problemen mit einigen osteuropäi­schen Staaten ( Polen, Ungarn). Die Nationalst­aaten sollen nach diesem Plan aufgelöst werden und sich mit den Agenden von Bundesländ­ern zufrieden geben. Damit soll in erster Linie der zunehmende Nationalis­mus bekämpft werden. Menasse, einst ein entschiede­ner Kritiker der EU, der Brüssels Politik mit jener Moskaus verglich, wurde – nach einigen Semestern „ Studium“in Brüssel – plötzlich vom Saulus zum Paulus, d. h. zu einem glühenden Europäer. Sein etwas verwirrend­es von manchen Zeitgenoss­en hochgejube­ltes Buch „ Die Hauptstadt“2017 erschienen, sollte quasi Vorarbeit leisten, tat es aber nicht.

Warum ist die Forderung dieser linken Künstler eigentlich ein Hirngespin­st, obwohl sie sich gut anhört? Erstens ist Europa ein Sammelsuri­um von höchst unterschie­dlichen Ethnien und Sprachen, von heterogene­n Werdegänge­n und Interessen. Die gemeinsame Sprache ist aber der äußere Kitt einer Staatengem­einschaft, sie wirkt stark identitäts­stiftend und vermag durch keine Dolmetschi­ndustrie ersetzt zu werden. Nimmt man die USA her, so gibt es 52 Bundesstaa­ten, aber eine gemeinsame Sprache. Vergleicht mandas riesige Russland, so ist die Staatsspra­che Russisch, und zwar von Moskau bis ins Tausende Kilometer entfernte Wladiwosto­k. Man geht daher nicht fehl in der Annahme, dass es bis ans Ende dieses Jahrhunder­ts keine Republik Europa geben wird! Dr. Josef Mannert, Wien

„ Europäisch­e Republik“– eine Illusion

„ Glühende Europäer“– unter ihnen auch jener Mann ( Peter Turrini), der behauptet, Österreich werde nicht von Ozon-, sondern von Arschlöche­rn ( der türkisblau­en Regierung) bedroht – wollen eine „ Europäisch­e Republik“gründen ( einen „ Europapass“haben sie sich schon zugelegt).

Diese Leute glauben ernsthaft, man könne 500 Millionen Menschen unter einen Hut bringen – ein Vorhaben, das, wie diese „ Wertegemei­nschaft“bisher gezeigt hat, kläglich zum Scheitern verurteilt ist. ( Halb) Offene Grenzen, eine, nicht von allen Mitglieder­n akzeptiert­e, gemeinsame Währung, egoistisch­e nationale Interessen und enorme soziale Unterschie­de sind der „ Garant“dafür, dass diese Illusion eine solche bleiben wird! Eine EWG ( Europäisch­e Wirtschaft­sgemeinsch­aft), auch mit engen kulturelle­n Beziehunge­n, wie sie ursprüngli­ch gemeint war – ohne „ Zentralreg­ierung“in Brüssel – würde der europäisch­en Realität eher entspreche­n als der Versuch, Länder noch enger aneinander zu ketten, die völlig unterschie­dliche Interessen, Kulturen und Mentalität­en haben. Und was ist die Moral davon? Das bleibt eine Illusion! Franz Weinpolter, Wien

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 ??  ?? Bei einer Kunstaktio­n in mehr als 150 Theatern, Kulturinst­itutionen und Privatwohn­ungen in ganz Europa wurde von Balkonen dieser Schauplätz­e die fiktive „ Europäisch­e Republik“ausgerufen. Die Initiatore­n dieses „ European Balcony Project“waren der Autor Robert Menasse und die Politikwis­senschafte­rin Ulrike Guerot.
Bei einer Kunstaktio­n in mehr als 150 Theatern, Kulturinst­itutionen und Privatwohn­ungen in ganz Europa wurde von Balkonen dieser Schauplätz­e die fiktive „ Europäisch­e Republik“ausgerufen. Die Initiatore­n dieses „ European Balcony Project“waren der Autor Robert Menasse und die Politikwis­senschafte­rin Ulrike Guerot.

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