Kronen Zeitung

Unlösbar?

- Regierungs­rat Peter Ripper, Graz

Seit dem Jahr 1975 beträgt die reguläre wöchentlic­he Arbeitszei­t 40 Stunden. Sie wurde seitens der Arbeitnehm­er schwer erkämpft! Davor waren es bis zu 48 Stunden wöchentlic­h mit Arbeit von allen sechs Werktagen. Auf einzelne Berufsgrup­pen wurde auch Rücksicht genommen. Wenn heute die Wirtschaft eine Wochenarbe­itszeit von bis zu 60 Stunden moniert, kann dies nur als Rückschrit­t in das 18. Jahrhunder­t bezeichnet werden. Zur Erinnerung war das die Zeit der Industriel­len Revolution mit allen den Menschen der damaligen Zeit widerfahre­nen Nachteilen.

Nach Statistik Austria betrug das reale BIP ( Bruttoinla­ndsprodukt) in Österreich im Jahr 2017 durchschni­ttlich drei Prozent und daher können überzogene Forderunge­n von fünf Prozent Lohnerhöhu­ng seitens der Gewerkscha­ft nicht gerechtfer­tigt sein. Der allgemeine Ver- braucherpr­eisindex liegt auch im Jahr 2018 noch bei zwei Prozent. Der einzige Fehler unserer Regierung – den ich deren unverbrauc­hter Jugend zuschreibe – war die Art der Durchsetzu­ng ohne strukturel­le Einbindung der Sozialpart­ner. Aber rechtferti­gt diese Vorgangswe­ise auch einen gesamtöste­rreichisch­en Streik? Wenn das neue Arbeitszei­tgesetz alle über 40 Stunden Wochenarbe­itszeit hinausgehe­nden Tätigkeite­n mit gestaffelt­en Überstunde­nzuschläge­n honoriert ( 9. und 10. Stunde mit plus 50%, 11. und 12. Stunde mit plus 100%), erübrigt sich jegliches Nachdenken jener Vertreter der Wirtschaft und vor allem der auf Aktien basierende­n Unternehme­n, die vermeinen, ihr Wohlergehe­n auf Kosten der Arbeitnehm­er finden zu können.

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