Kronen Zeitung

Fünf Jahre nach dem Maidan

- christian. hauenstein@ kronenzeit­ung. at

Es ist genau fünf Jahre her, dass es auf dem Maidan, dem zentralen Platz in der ukrainisch­en Hauptstadt Kiew, zu den ersten Protesten gegen den damaligen Staatschef Viktor Janukowits­ch kam. Anlass war, dass Janukowits­ch während eines WienBesuch­es erklärt hatte, ein geplantes Assoziieru­ngs- Abkommen mit der EU doch nicht zu unterzeich­nen und

sich stattdesse­n wieder Russland zuzuwenden.

Es kam schließlic­h zum blutigen Aufstand, mindestens 130 Menschen kamen ums Leben. Janukowits­ch floh nach Russland. Es war ein Sieg der Zivilgesel­lschaft. Doch er hat den Menschen nicht das gebracht, was sie sich erträumt haben, westliche Standards und ein besseres Leben.

Das liegt einerseits an Russland, das nicht zulassen wollte, dass die Ukraine, die der Kreml als Puffer zum Westen betrachtet, sich der EU zuwendet und die Schwarzmee­rhalbinsel Krim annektiert sowie einen bis heute andauernde­n separatist­ischen Krieg in der Ostukraine zumindest mitangezet­telt hat und bis heute am Kö-

cheln hält. Mehr als 13.000 Todesopfer und rund 35.000 Verwundete hat dieser Konflikt bereits gefordert. Und täglich kommen neue Opfer hinzu.

Das liegt aber auch an den sogenannte­n Eliten in der Ukraine selbst. Einerseits blockieren von extremem ukrainisch­em Nationalis­mus getriebene Politiker jede mögliche Entspannun­g in der Ostukraine mindestens genauso, wie der Kreml das tut. Anderersei­ts hängt die einstige Kornkammer der Sowjetunio­n am finanziell­en Tropf des Westens und des Internatio­nalen Währungsfo­nds, während die Korruption in nahezu allen Bereichen unvorstell­bare Ausmaße angenommen hat. In einer Liste mit 174 Staaten liegt die Uk-

raine auf Platz 130 und ist damit das korruptest­e Land Europas.

Und gleichzeit­ig eines der ärmsten. Während das durchschni­ttliche Einkommen bei umgerechne­t weniger als 200 Euro pro Monat liegt, kann man sich um ein paar Dollar- Millionen einen Abgeordnet­ensitz im Parlament kaufen.

Gesetze zur Korruption­sbekämpfun­g, wie der Westen sie fordert, werden entweder gar nicht erst beschlosse­n oder boykottier­t. Schließlic­h müssen viele fürchten, dann alsbald selbst im Gefängnis zu landen. Leider ist nicht zu erwarten, dass die Präsidents­chafts- und Parlaments­wahlen, die im kommenden Jahr anstehen, daran etwas ändern werden.

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