Atomraketen nach Europa?

Zwischen USA und Russland droht massives Wettrüsten auf unserem Kontinent

MOSKAU/WASHINGTON. Europa droht zum Schauplatz eines neuen Wettrüstens mit atomwaffentragenden Mittelstreckenraketen zwischen Russland und USA zu werden! Aus beiden Hauptstädten werden Schuldzuweisungen und Ultimaten und Gegen-Ultimaten ausgetauscht.

Derzeit gilt (noch) der INF-Vertrag von 1988 zwischen Gorbatschow und Reagan zur Vernichtung von Mittelstreckenwaffen (Reichweite 500–5000 km). Damit sollte der Kalte Krieg beendet werden, nachdem die NATO im Nachrüstungsbeschluss von 1979 den sowjetischen SS-20-Raketen die Pershing-Raketen entgegengesetzt hatte. Schlachtfeld beider Raketensysteme wäre Europa gewesen.

Putin kündigt harte Gegenreaktion an

Nun wirft die NATO Russland die Entwicklung von neuartigen MittelstreckenMarschflugkörpern vor. Trump setzt Putin eine 60Tage-Frist, dieses Problem aus der Welt zu schaffen, sonst würden die USA dem Vertrag kündigen.

Russland dementiert eine Vertragsverletzung und wirft den USA vor, einen Vorwand zu suchen, weil sie selbst kein Interesse mehr an den Vertrag hätten. Kremlchef Putin drohte bei einer Kündigung mit „harten Maßnahmen“auch allen Ländern, die Mittelstreckenraketen bei sich stationieren lassen.

Ein neues Wettrüsten könnte wieder zu innenpolitischen Problemen in Deutschland führen wie in den Achtzigerjahren, als dort massiver Widerstand gegen die Stationierung der USPershing-Raketen geleistet worden war.

Die Stationierung von US-Pershing-Mittelstreckenraketen in Deutschland gegen sowjetischen Rüstungsdruck hatte Anfang der Achtzigerjahre zu den größten Demonstrationen geführt, die Kanzler Schmidt letztlich das Amt gekostet hatten. 1988 unterzeichneten Gorbatschow und Reagan den Vertrag zur Vernichtung der Mittelstreckenraketen. Jetzt kommen sie wieder.