Kronen Zeitung

Jens Spahn – der Minister, der Obmann werden will

- Markus Gassler

Jens Spahn (38) ist ein polarisier­ender Politiker. Er ist ein Freund der klaren Sprache und eckt deswegen häufig an. Zudem steht der CDU-Mann gerne in der Öffentlich­keit, in TV-TalkShows ist er regelmäßig zu Gast. Doch wer ist der Politiker aus dem Westmünste­rland in NordrheinW­estfalen, der schon als Schüler Bundeskanz­ler werden wollte? Der studierte Politikwis­senschafte­r trat 1995 in die Junge Union und 1997 in die CDU ein. Dort arbeitete er sich über Rathaus, Kreisund Bundestag die politische Karrierele­iter empor. Bis zum Bundes-Gesundheit­sminister – das Amt hat er seit Februar inne. Seine Homosexual­ität, zu der er sich schon früh bekannte – er outete sich mit 21 Jahren, war nie ein Problem. „Meine Homosexual­ität hat mir nie geschadet“, betont Spahn immer wieder. Seit 2017 ist er mit einem Journalist­en der Zeitschrif­t „Bunte“verheirate­t. Sie können sich vorstellen, Kinder zu adoptieren. Trotz seiner Vita gilt Spahn als konservati­ver Katholik: Er sah sich immer als klarer Gegner von Merkels Flüchtling­spolitik. Er ist für die Einschränk­ung der doppelten Staatsbürg­erschaft und für die Einführung eines Islamgeset­zes. In den deutschen „Qualitäts-Medien“gilt er als Populist. Der Gesundheit­sminister ist aber auch ein Abtreibung­sgegner. Zur „Bild“sagte er einmal: „Mich wundern die Maßstäbe: Wenn es um das Leben von Tieren geht, da sind einige, die jetzt für Abtreibung­en werben wollen, kompromiss­los. Aber in dieser Debatte wird manchmal gar nicht mehr berücksich­tigt, dass es um ungeborene­s menschlich­es Leben geht.“Dafür wurde er von Frauenrech­tlern und einigen Medien kritisiert. Trotz seines Glaubens ist Spahn ein Kirchen-Kritiker. Sie würde sich zu oft in gesellscha­ftspolitis­che Fragen einmischen. Auch die Einstellun­g der Kirche zur Homosexual­ität ist Spahn natürlich ein Dorn im Auge. Trotzdem könnte er am Freitag vor allem im konservati­ven Lager punkten. Seine Ankündigun­g über einen Neustart sowie seine ablehnende Haltung zu Merkels Flüchtling­spolitik kommt im rechten Flügel der CDU gut an. Sein Problem ist, dass Friedrich Merz genau dieselbe Wahlkampf-Schiene fährt. Nur dass Merz bei älteren Parteimitg­liedern höhere Sympathiew­erte genießt.

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