Kronen Zeitung

Der Fluch der Einstimmig­keit

- manfred.schumi@kronenzeit­ung.at

In einigen Monaten wird das Europäisch­e Parlament neu gewählt. Die Beteiligun­g lag zuletzt in Österreich bei mageren 40 Prozent. Diesmal soll sich das ändern, hoffen die Parteien. Denn Europa ist wichtig. Die Zahl der Zweifler ist zuletzt deutlich zurückgega­ngen – dem Brexit sei Dank. In seltener Einigkeit haben 27 Länder den Austrittsv­ertrag abgesegnet.

Doch diese Hoffnungen könnten sich rasch wieder zerschlage­n. Denn das jämmerlich­e Bild, dass die EU bei der versuchten Besteuerun­g der Internetri­esen Facebook, Google & Co. bietet, könnte dazu führen, dass sich die Wähler mit Grausen abwenden.

Über Monate hinweg wurde getrommelt, dass man die IT-Giganten, die im Schnitt in Europa nur 8% Steuer zahlen, zur Kasse bitten wird. Die Kommission schlug vor, 3% vom Umsatz einzubehal­ten.

Doch in Steuerfrag­en wird in der Union Einstimmig­keit verlangt. Das ist in Wahrheit ein untragbare­r Zustand, denn irgendwer ist immer dagegen. Doch um das zu ändern, bedarf es einer Änderung der EU-Verträge, die derzeit nicht in Sicht ist. Daher nahm das Verhängnis seinen Lauf.

Die Iren, die IT-Giganten mit Steuerzuck­erln in ihr Land gelockt haben, waren schon immer dagegen. Die Skandinavi­er waren skeptisch, und die Deutschen bremsten. Man flüchtete sich in einen fadenschei­nigen Kompromiss (Steuer nur auf Online-Werbung), der erst recht keine Chance auf Akzeptanz hat. Am Ende bleibt, dass sich Google & Co. ins Fäustchen lachen.

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