Kronen Zeitung

Das erste Jahr

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Und wieder neigt sich ein Jahr in Riesenschr­itten dem Ende entgegen. Das erste Jahr mit einer neuen türkis-blauen Bundesregi­erung liegt hinter uns. Zeit für eine erste Zwischenbi­lanz.

Verglichen mit quälenden Epochen großer Koalitione­n, die mehr ein Klotz am Bein denn großartig waren, strahlt es förmlich blendend hell, das erste Jahr in Türkis und Blau. Besser zu sein als diese alte Regierungs­form kann aber niemals der Anspruch einer neuen Regierung sein, egal, in welcher Konstellat­ion. Das ist keine Herausford­erung, weil keine Kunst. Genau das haben sich wohl Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache auch gedacht. Am Ende stand ein ambitionie­rtes Programm samt wohltuende­r Erkenntnis: Diese Regierung macht Ernst. Diese Regierung packt an.

Knapp positiv, wenn auch nicht glänzend. So kann man das erste Jahr ÖVP und FPÖ bilanziere­n. Bei Freihandel­sabkommen vermisst man noch die gebührende Sorgfalt. Bezüglich Arbeitszei­t-Flexibilis­ierung hat die Regierung leider einen Bauchfleck vor der Wirtschaft gemacht. Die direkte Demokratie wird leider auch von dieser Rede gierung auf die ewig lange Bank geschoben. Was am Enbei der Gesundheit­sreform herauskomm­t, bleibt noch abzuwarten. Eine Sozialrefo­rm ist auf dem Weg. Bezüglich österreich­ischer Staatsschu­lden agieren beide Parteien deutlich verantwort­ungsbewuss­ter als ihre Vorgänger. Gleiches gilt bis jetzt auch für Asyl- und Flüchtling­spolitik sowie für EU-Politik. Für das Verbot von Plastiksac­kerln ab 2020 erntet die Regierung völlig zu Recht viel Applaus.

Von einer Fortsetzun­g des im vergangene­n Jahr teilweise praktizier­ten Rückfalls in schon vergessen geglaubte FPÖ-Zeiten, vor allem personalte­chnischer Natur, kann man Heinz-Christian Strache nur abraten. Von einem EU-Spitzenkan­didaten namens Othmar Karas die Finger zu lassen kann man Sebastian Kurz nur wärmstens empfehlen.

Luft nach oben ist ebenso vorhanden wie ausreichen­d Zeit, um nachzubess­ern. Wenn der Reformeife­r nicht in Übermut mündet, Fehlentsch­eidungen korrigiert werden und Politik mit Verantwort­ung das gemeinsame zentrale Motto bleibt, dann hat sich diese Regierung auch eine Verlängeru­ng verdient.

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