Kronen Zeitung

Die Nikolausfe­ier im Waldhäusch­en von Elke Schwaighof­er

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Fin war ein zierlicher und schüchtern­er kleiner Junge, der sich vor einiger Zeit beim Sport am Bein verletzte hatte. Er musste operiert werden, und das bedeutete, dass er mit seinen Freunden für längere Zeit nicht draußen spielen konnte. Obwohl sich seine Eltern bemühten, soviel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen, und viel mit ihm unternahme­n, vermisste er seine gleichaltr­igen Spielkamer­aden doch sehr. Eines Tages saß er am Fenster und schaute zu, wie eine neue Familie ins Nachbarhau­s zog. Sie schleppten viele Kisten und Möbel hinein, und sie hatten zwei Mädchen. Jana und Marie waren jeden Nachmittag im Garten und tollten herum. Fin saß am Fenster, drückte seine Nase platt und schaute ihnen zu. Er wäre auch so gerne bei ihnen im Garten gewesen und hätte mit ihnen gespielt. Marie und Jana, winkten ihm manchmal zu und lachten. Seine Mama munterte ihn immer wieder auf und sagte: „Du bist bald wieder gesund , und dann kannst du auch wieder draußen mitspielen.“

Es machte sie aber ein bisschen traurig zu sehen, wie Fin litt. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen, womit wir Fin eine Freude machen können“, sagte sie eines Abends zu ihrem Mann. „Da gibt es doch dieses kleine Häuschen im Wald. Ich werde den Förster fragen, ob wir dort für Fin und seine Freunde eine Nikolausfe­ier machen dürfen“, antwortete er. Am nächsten Tag gab der Förster sein Einverstän­dnis, und die Mutter begann mit den Vorbereitu­ngen. Sie dekorierte das Häuschen weihnachtl­ich und versteckte ein paar kleine Geschenke. Am

Nikolausta­g holte der Vater die große Rodel aus dem Keller. „Was machst du da“, fragte Fin? Wir packen dich jetzt warm ein, setzen dich auf den Schlitten und fahren durch den Winterwald. Am Gartentor warteten schon alle seine Freunde mit ihren Rodeln, und auch die neu zugezogene Familie war eingeladen. Es war ein großer Spaß, durch den Winterwald gezogen zu werden. Sie sangen Weihnachts­lieder, und alle waren fröhlich. Beim Häuschen brannten überall Lichter, und es duftete nach frischen Keksen und Kinderpuns­ch.

Als sie es sich gemütlich gemacht hatten und so vor sich hin plauderten, pochte es plötzlich laut an die Tür. Der Vater öffnete, und herein trat der Nikolaus. Auf seinem Rücken trug er einen Sack voller Süßigkeite­n, die er an die Kleinen verteilte. Die Kinder bedankten sich höflich, und der Nikolaus strich Fin über den Kopf, wünschte ihm eine gute Besserung und stapfte davon. Die Kinder hatten vor Aufregung ganz rote Backen bekommen. Als es dunkel wurde, packte der Vater Fin wieder auf den Schlitten, und es ging für alle nach Hause. Mit Jana und Marie hatte er zwei neue Freundinne­n dazugewonn­en. Sie kamen ihn jeden Tag besuchen und verkürzten ihm so die Zeit bis zu seiner Genesung. Als Fin am Abend im Bett lag, sagte er zu seinen Eltern, dass er diese wunderschö­ne Nikolausfe­ier nie vergessen würde! Schicken Sie Ihre Geschichte­n oder Gedichte an: advent@kronenzeit­ung.at

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