Buch: Wie werde ich ICH?
Reinhard Rodlauer ist diesmal zu Gast bei Dr. Georg Fraberger, wie er selbst schwer körperbehindert, trotzdem als klinischer Psychologe im AKH tätig, sowie Vater von fünf Kindern und Buchautor.
Ihr aktuelles Buch heißt: „ Wie werde ich ICH“. Worum geht es da?
Dr. Georg Fraberger: Mein aktuelles Buch handelt davon, wie wir Entscheidungen treffen. Viele Menschen lassen sich zu etwas überreden und sagen Ja, obwohl sie eigentlich nicht wollen, oder sie sagen Nein zu Sachen, die sie wollen. Meistens sind aber nicht andere Menschen schuld daran, sondern die eigenen Gefühle.
Entweder wir genieren uns oder fühlen uns schuldig, oder wir haben einfach Angst, Nein zu sagen. Das Buch versucht zu zeigen, wie man mit den Gefühlen besser umgehen kann, um sich nicht manipulieren zu lassen. Das betrifft so ziemlich jede Entscheidung, die wir im Leben treffen, sei es nun, wie viel wir trinken, wie lange wir arbeiten. Die Liste der Beispiele ist sehr lang . . .
In Ihrem nächsten Buch – das kann man schon verraten – geht es um die Liebe. Das ist ein breites Feld. Können Sie uns schon mehr sagen?
Dr. Georg Fraberger: Ja, mein nächstes Buch handelt von der Liebe. Die Liebe, die sich hauptsächlich an oder in der Freude an einem Menschen zeigt, braucht Mut. Gemeint ist die Stärke, zu dieser Freude zu stehen. Die Zeit der Freude mit einem geliebten Menschen kann in anderen Beziehungen fehlen. Es kann sogar genug Zeit für die Beziehung zu sich selbst fehlen, indem man die eigenen Bedürfnisse zurückstellt aus Liebe zu jemand anderem.
Zu lieben bedeutet somit auch zu entscheiden, worauf man verzichtet. Die Gegenseitigkeit ist dabei entscheidend. Wie man eine harmonische Liebesbeziehung führt, aber auch der Wert der Liebe sind Inhalte des neuen Buches.
Viele von uns sind gerade zu dieser Jahreszeit alleine. Manche bedrückt das sehr. Was raten Sie diesen einsamen Menschen?
Dr. Georg Fraberger: Ich kann leider nicht viel raten, sondern nur darauf hinweisen: Es lohnt sich, durchzuhalten und nicht gleich dem Leben ein Ende setzen zu wollen! Ein sinnvolles Leben braucht eigentlich keine Beziehung. Wenn sich die Seele frei entfalten kann, ist es möglich, ein sinnvolles, glückliches Leben zu haben und scheinbare Grenzen von Körper und Geist zu überwinden.
Was raten Sie Angehörigen von Betroffenen?
Dr. Georg Fraberger: Zeigen Sie Verständnis und Mitgefühl! In der Liebe gibt es kein „ WennDann- Denken“. Das geht nicht, denn die Liebe ist bedingungslos. Es gibt Situationen, die sind nicht zu ändern, sondern die müssen ertragen werden.
Auch das Ertragen des eigenen Schicksals braucht Zeit. Die Liebe bewirkt, seine eigene Situation und die Art, zu sein, wie man ist, auszuhalten und dem Schicksal des Alleinseins zuzustimmen. Nur wer sich und andere lassen kann, wie er ist/ sie sind, der ist wirklich beziehungsfähig.