Kronen Zeitung

von Lesern fur Leser

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Peter saß nachdenkli­ch am Esstisch. „ Mama“, fragte er plötzlich, „ warum sehen Engel so verschiede­n aus?“„ Wie meinst du das?“, fragte die Mutter. „ Lisa hat mir heute Engelsbild­er gezeigt, sie ist begeistert von Engeln, weißt du, sie sammelt Engelsbild­er“, so Peter. „ Da ist mir aufgefalle­n, dass manche Engel große mächtige Flügel haben. Andere ganz weiche, wie die Flügel eines Vogels, und wieder andere haben ganz kleine Flügel. Weißt du, warum?“„ Ich weiß es nicht“, antwortete die Mutter, „ darüber habe ich noch nie nachgedach­t. Ich glaube, es kommt darauf an, wie der Künstler sich einen Engel vorstellt.“Dann begann die Mutter das Geschirr in die Küche zu tragen. Aber Peter konnte nicht aufhören, über Engelsflüg­el nachzudenk­en.

In dieser Nacht hatte Peter einen wunderbare­n Traum von einer großen goldenen Stiege, die hinauf in den Himmel führte. Peter stieg aufgeregt die Stufen hinauf. Am Ende der Treppe erwartete ihn ein wunderschö­ner Engel, seine Flügel waren groß und weich. Peters Herz klopfte ganz laut. Der Engel grüßte freundlich und lächelte ihm zu. „ Bin ich im Himmel?“, fragte Peter staunend. „ Ja“, sagte der Engel, und seine Stimme klang weich und angenehm. „ Du hast ja den ganzen Tag an uns gedacht, und ich habe gehört, dass du etwas über uns wissen willst!“Rund um Peter waren viele

Engel, und ihre Flügel waren alle verschiede­n. „ Engel, sind wunderschö­n!“, flüsterte er, „ aber warum sind eure Flügel so verschiede­n?“„ Weißt du“, sagte der Engel, „ die Flügel bekommt ein Engel nicht erst im Himmel geschenkt.“„ Wann denn dann?“, fragte Peter erstaunt. „ Jeder Mensch“, erklärte der Engel, „ bekommt von Gott, wenn er geboren wird, Liebe in sein Herz. Aus dieser Liebe wachsen dann die Flügel. Zuerst sind sie ganz klein, aber je mehr du von Gottes Liebe an die Menschen verschenks­t, umso größer und schöner werden deine Flügel. Auf der Erde kannst du sie nicht sehen, aber manchmal, wenn du sehr aufmerksam bist, kannst du die Flügel von anderen Menschen spüren.“

Als Peter am nächsten Morgen aufwachte, war er sich nicht sicher: War das wirklich nur ein Traum gewesen? Verschlafe­n tappte er in die Küche. Mama hatte das Frühstück schon hergericht­et. „ Guten Morgen, mein Schatz!“, sagte sie und nahm ihn in den Arm. So an die Mama gekuschelt, das liebte Peter. Da erinnerte er sich, was der Engel ihm im Traum erzählt hatte. Ja, dachte er, und es wurde ihm ganz warm ums Herz. Ja, jetzt kann ich sie spüren, die Flügel meiner Mama.

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