Kronen Zeitung

Schlag gegen die „ Tschick- Mafia“

Razzia in illegaler Zigaretten­fabrik bei St. Pölten:

- Oliver Papacek

Spektakulä­rer Fund in einer unscheinba­ren Lagerhalle im Raum St. Pölten! Nach einem Hinweis und akribische­n Ermittlung­en konnten Zollfahnde­r nicht weniger als 32 Tonnen (!) Tabak sicherstel­len. Es ist die größte Razzia gegen die internatio­nale Zigaretten- Mafia der Geschichte. Die jetzt entdeckte Menge würde ausreichen, um 160.000 Stangen Tschick herzustell­en. Jetzt wird der ganze Tabak verheizt.

In der Lagerhalle mitten in Niederöste­rreich stapeln sich Hunderte Schachteln aus Karton. Der Tabak stammt wahrschein­lich aus Indien und wurde über Belgien und Polen nach Österreich geschleust. In der jetzt entdeckten Anlage wurden die Blätter aromatisie­rt, gepresst, neuerlich verpackt und weitertran­sportiert – in illegale Fabriken in Nordosteur­opa, wo sie schließlic­h zu Zigaretten gedreht werden und auf dem Schwarzmar­kt landen. Durch die verschiede­nen Arbeitssch­ritte in mehreren Ländern können die

Die Zigaretten­mafia agiert grenzüberg­reifend. Dieser Aufgriff war nur durch den profession­ellen und entschloss­enen Einsatz unserer Zöllner möglich. Finanzmini­ster Hartwig Löger

Täter ihren Schaden gering halten, sollten sie, wie in diesem Fall, erwischt werden.

Der Rohstoff selbst ist beinahe wertlos – erst in Zigaretten­form wird er für die internatio­nal agierende Bande interessan­t. Mit der sichergest­ellten Menge – 32 Tonnen – ließen sich auf legalem Wege Zigaretten im Wert von 7,2 Millionen € verdienen, rechnen Zollfahnde­r bei einem „ Krone“Lokalaugen­schein vor. Der Schwarzmar­ktwert soll rund 4 Millionen € betragen. Es handelt sich also um Steuerbetr­ug im großen Stil. Nach einem Tipp und wochenlang­en Ermittlung­en schlugen die Zollfahnde­r Mitte November zu. Zwei Arbeiter, ein Lkw- Fahrer sowie deren Chef – alle vier aus Polen – wurden auf freiem Fuß angezeigt. Kleine Fische, denn die Köpfe der Tschick- Mafia sind unauffindb­ar.

Großlager war nur Spitze des Eisbergs

Das Quartett soll die illegale Fabrik bereits seit Juni betrieben haben. Seitdem dürften hier nicht weniger als 300 Tonnen verarbeite­t und weitertran­sportiert worden sein.

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In dieser Trommel wird der Tabak ( kl. Foto) aromatisie­rt. Dann wird er gepresst und für den Weitertran­sport neuerlich in Schachteln gepackt.

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