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Das kleine Weihnachtsbäumchen
Vor vielen Jahren lebte einmal eine kleine Tanne inmitten eines Christbaumwaldes zusammen mit anderen Tannen – dicht aneinandergepflanzt auf einem sattgrünen Waldboden und nur geschützt durch einen kleinen Felsvorsprung. In regelmäßigen Abständen ging der Förster prüfend durch die Reihen, ob die kleinen Tannen in einigen Jahren zu makellosen Bäumen heranwachsen würden. Nur die kleine Tanne war von unregelmäßiger und kümmerlicher Statur, sodass sie von den anderen Bäumchen ausgelacht wurde. Sie wurde mit jedem Tag trauriger und hatte nicht mehr die Kraft, weiterzuwachsen und sich gegen die anderen zu behaupten. Ihr Aussehen wurde immer kümmerlicher und die Ästchen gelber.
Viele Jahre zogen ins Land, und es war wieder um die Weihnachtszeit, als ein für die Bäume ungewohntes Leben im Wald entstand. Viele Menschen kamen, um einen stattlichen Weihnachtsbaum für die geschmückte Stube mit nach Hause zu nehmen. Und als die Dunkelheit anbrach, blieb nur noch die kleine Tanne übrig, die sich so sehr gewünscht hätte, dass ein Mensch auch auf sie aufmerksam würde. Wenigstens einmal im Leben wollte die kleine Tanne so etwas wie Glück und Weihnachtsfrieden empfinden. Aber alle Menschen gingen an dem Bäumchen achtlos vorbei, um sich für einen edleren Baum zu entscheiden.
Der Abend des 24. Dezembers neigte sich dem Ende zu, und es wurde dunkel und eisig kalt. Der Wind zog und zerrte an den feinen Ästchen der kleinen Tanne, die nun völlig mutlos den Mächten der Natur trotzen musste. Sie wusste nur, dass der Förster nach den Weihnachtstagen wiederkehren würde, um Platz für eine neue Christbaumkultur zu schaffen, und gewiss konnte sie seinem gestrengen Blick nicht standhalten. Die Glocken im Tal läuteten bereits die Weihnachtsmette ein. Aber was war denn das? Von weitem nahte ein seltsames, von der Tanne noch nie gehörtes Gebimmel. Viele kleine Lichter und ein wahrer heller Sternenregen erhellten die Dunkelheit, und gezogen von einem kleinen weißen wunderbar geschmückten Pferdchen, hielt ein Schlitten an. Viele kleine Elfen und Wichtel näherten sich der kleinen Tanne, die ein unermessliches Glücksgefühl überflutete. Die Elfen schmückten das Bäumchen mit Kerzen, rotbackigen Äpfeln und Möhren. Voller Freude reckte und streckte die kleine Tanne ihre kümmerlichen Ästchen in den Nachthimmel und tat alles, um zu einer würdigen Weihnachtstanne zu werden. Als die Sterne aufgingen, konnte die kleine Tanne in der Gewissheit einschlafen, ein Weihnachtsfest erlebt zu haben, das weit schöner war als alles, was sie sich je erträumt hatte.