Der Tod gehört zum Leben
Das Mobile Caritas Hospiz der Erzdiözese Wien betreut mehr als 2000 Menschen im Jahr auf ihrem letzten Weg. Die „ Krone“hat die Krankenpflegerin Brigitte Bach bei einem ihrer Hausbesuche begleitet und gesehen, wie wertvoll, tröstend und unerlässlich ihre Arbeit ist
Wenn Frau Bach kommt, dann geht es ihm besser. „ Um 90%“, wie Herbert Gruber versichert. Da ist es dann egal, dass er erst vor ein paar Tagen eine besonders schwere Nacht hatte, eine von denen, in denen er dachte, „ jetzt ist’s aus“.
2006 bekam der 78- Jährige seine erste Krebsdiagnose, damals dachte er, er habe ihn besiegt. Doch fast 10 Jahre später kehrte die heimtückische Erkrankung zurück. „ Laut den Ärzten bin ich austherapiert, ich könnte noch eine lebensverlängernde Chemotherapie machen, aber wozu? Wenn ich schon sterben muss, dann will ich zumindest meine Haare behalten“, meint er mit einem sympathischen Augenzwinkern. „ Und ich möchte so lange wie möglich zu Hause bleiben, nicht ins Krankenhaus.“
Dank Brigitte Bach und dem Team des Mobilen Hospizes ist ihm das möglich. Einmal in der Woche kommt sie vorbei, im Bedarfsfall auch öfter. Neben ihren Kenntnissen als Krankenpflegerin ist sie vor allem eine gute Zuhörerin. „ In unseren Gesprächen muss ich herausfinden, wie es Herrn Gruber wirklich geht. und auf die Traurigkeit, die manchmal kommt, und die Sorgen eingehen.“
Der Krebs ist gar nicht seine größte Sorge – sondern, ob seine Frau später ein Dach über dem Kopf haben wird. 59 Jahre sind sie verheiratet, waren in dieser langen Zeit fast keinen Tag getrennt und haben oft Seite an Seite gearbeitet, u. a. in einem Gasthaus in Ottakring und einem Restaurant auf der Hohen Wand. „ Und trotzdem haben wir uns immer noch was zu sagen gehabt“, lacht Heide Gruber.
„ Ich liebe sie heute noch mehr als damals, als ich jung war“, gesteht er mit einem liebevollen Blick auf seine Frau. Und hofft, dass sie eine leistbare Wohnung finden werden. Denn aus dem jetzigen Haus müssen sie bald ausziehen. Da versucht die Caritas ebenfalls zu helfen. Undirgendwann einmal wird Brigitte Bach auch für Frau Gruber als Trauerbegleiterin da sein. „ Ich bin sehr froh und dankbar, dass es sie gibt.“
Am Küchentisch erzählt Herr Gruber dann lange aus seinem bewegten Leben, zeigt Fotos von vielen Statistenrollen, die ihn an der Seite von Klaus Maria Brandauer, Falco u. v. m. zeigen, Bilder von den Kindern, Enkeln und Urenkeln. „ Der Tod gehört zum Leben dazu, das darf man nicht vergessen“, meint er nachdenklich. „ Aber mein Leben war spitze – und wenn ich wiederkomme, dann möchte ich genau dieses Leben noch einmal führen.“