Hinunter – in die biedere Apokalypse!
Auftragsoper „ Die Weiden“von Johannes M. Staud, Durs Grünbein, Metzmacher
Horrorliteratur von Algernon Blackwell, Joseph Conrad und vor allem H. P. Lovecraft – er bewunderte Hitler – und seinen rassistischen Ideen bieder zusammengebaut hat, lässt nichts aus. Umweltfragen und Blut- und- Boden- Romantik, Politphrasen, Demagogie und Fremdenhass und, und, und. Sie werden da zu einem griffigen Libretto, das sich vielschichtig gibt, aber letztlich einschichtig und in vielem banal bleibt.
Mehr enttäuscht aber Johannes Maria Staud, dessen Musik hier relativ wenig Eigenleben zeigt: zerfasert und zerfranst, Phrasen, die man nie im Kopf behält, werden durch bieder- banale Songs aufgepeppt, die aber bloß wie blasse Kurt- WeillImitationen wirken. Und wenn Burschenschafter zu einer „ Meistersinger“- Para- phrase auftreten und zum Thema Liebe „ Tristan und Isolde“zitiert wird, spürt man nur den Zeigefinger.
Immerhin gelingen der Regisseurin Andrea Moses und ihrem Bühnenbildner Jan Pappelbaum auf zwei kreisenden Drehbühnenringen Bilder voll Eindringlichkeit. Weniger im ersten 80Minuten- Teil, umso mehr im zweiten, in dem die Zerstörung der Welt durch Regengüsse äußerlich und durch traumatische Bilder im Inneren umgesetzt wird.
Ingo Metzmacher am Pult hält das Orchester zu minutiöser Realisierung der fragilen Musik an ( ausgezeichnet übrigens Stauds „ Passagen“- Zwischenspiele). Die Besetzung der 17 Partien überzeugt: Rachel Frenkel ist – trotz Indisposition – eine klug verhaltene Lea, Tomasz Konieczny ein an der Welt irre werdender Peter, Andrea Carroll eine ausgezeichnete Kitty, Thomas Ebenstein der in allen Ansprüchen perfekte Edgar.
Monika Bohinec, Herbert Lippert, Donna Ellen und Alexandru Moisiuc singen souverän die Partien der Elternpaare. Volkstribunenhaft: Udo Samel als süßliche Phrasen dreschender Verführer Krachmeyer. Man würde ihn gern wieder in der der Burg erleben!