Kronen Zeitung

Libanon: Bundespräs­ident bei syrischen Flüchtling­en

Staatsbesu­ch im Land der größten „ Flüchtling­sdichte“

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DEN BUNDESPRÄS­IDENTEN BEGLEITET CHRISTIAN HAUENSTEIN

BEIRUT. Ungefähr 4,5 Millionen Einwohner und mehr als 1,5 Millionen Flüchtling­e, damit weist der Libanon laut dem Hilfswerk der UNO ( UNHCR) die größte Flüchtling­sdichte der Welt auf. Eine Last, die das kleine Land unmöglich alleine stemmen kann. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen ist gestern zu einem offizielle­n Besuch im Libanon eingetroff­en.

Direkt vom Flughafen der Hauptstadt Beirut fuhr Van der Bellen gemeinsam mit seiner Frau Doris Schmidauer in die BekaaEbene. Das Gebiet grenzt direkt an Syrien und ist damit zumindest Durchgangs­station für viele Flüchtling­e aus dem Bürgerkrie­gsland. Der Bundespräs­ident besuchte dort das Lager Haouch El Nabi.

„ Der Libanon“, sagt Gerry Foitik vom Roten Kreuz, der den Bundespräs­identen begleitet, „ geht sehr gastfreund­lich, gleichzeit­ig aber auch pragmatisc­h mit den Flüchtling­en um.“In der Praxis bedeutet das, dass die Menschen zwar bleiben und auch arbeiten dürfen, solange in Syrien Krieg herrscht, sobald die Situation es aber wieder zulässt, müssen sie zurück in ihre Heimat.

So arbeiten etwa viele Schulen im Libanon im Zwei- Schichten- Betrieb, vormittags für die Einheimisc­hen, nachmittag­s für die syrischen Kinder. Staatliche Versorgung gibt es sonst aber keine. Auch die Unterbring­ung ist im wahrsten Sinne des Wortes sehr provisoris­ch. Anschlüsse an das Strom-, Kanal- oder Wassernetz der Gemeinden sind den Flüchtling­slagern verboten. Dafür müssen das Rote Kreuz, das UNHCR oder andere Hilfsorgan­isationen mit mobilen Lösungen sorgen. Auch das Pflastern von Wegen zwischen den Zelten ist nicht erlaubt.

Der politisch und gesellscha­ftlich sehr fragile Libanon will um jeden Preis vermeiden, dass die Menschen den Eindruck gewinnen, sie könnten auf Dauer bleiben. Hintergrun­d ist die Erfahrung der Libanesen mit den Palästinen­sern, die im Zuge der Gründung Israels ins Land geflohen sind. Rund 500.000 leben bis heute in Folgegener­ationen in Flüchtling­slagern, die zu festen Siedlungen geworden sind. So etwas soll aus Sicht der Libanesen nicht wieder passieren.

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Der Bundespräs­ident mit Gattin im Flüchtling­slager

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