Kronen Zeitung

„ Hau ab!“

- Josef Höller, per E- Mail

Frankreich­s Präsident Macron hat in seinem Land schon lange nichts mehr zu lachen, er hat aber auch schon lange nichts mehr zu melden. Der aus der Bankenwelt zum Präsidente­n aufgestieg­ene Macron wurde nach seinem Wahlsieg 2017 von den EU- Medien und den Politikern als der Retter Frankreich­s bejubelt. Dabei war sein Wahlsieg nur dem Umstand zu verdanken, dass alle Parteien ihn unterstütz­ten, um einen Sieg von Marine Le Pen vom Front National zu verhindern. Der Siegestaum­el der Franzosen wich bald der Ernüchteru­ng, dass Macrons Vorhaben, Frankreich grundlegen­d zu erneuern, nichts Gutes verhieß. Seine Umfragewer­te rasselten in den Keller, die Wut der Bürger gegen den wie ein „ Sonnenköni­g“auftretend­en Präsidente­n nahm zu. Kundgebung­en gegen ihn als Zeichen des Unwillens mehrten sich. Jetzt aber herrschte der Ausnahmezu­stand in Frankreich, so um die 250.000 Franzosen gingen in gelben Warnwesten, in „ Gilets Jaunes“, landesweit zum Demonstrie­ren auf die Stra- ße, blockierte­n und behinderte­n den Verkehr. Es kam zu Ausschreit­ungen, es gab Verletzte, es gab Festnahmen. Und es gab sogar ein Todesopfer zu beklagen. Die Wut der Bürger richtete sich in erster Linie, aber nicht nur, gegen Preiserhöh­ungen bei Diesel und Benzin wegen weiterer geplanter Steuererhö­hungen bei Treibstoff­en. Ein Demonstran­t brachte die öffentlich­e Meinung zum Ausdruck, indem er sagte: „ Frankreich ist sauer, und das hier war noch lange nicht alles.“Macron ist zum Feindbild vieler Franzosen geworden. Schilder mit einem Bild des Präsidente­n und der Aufforderu­ng: „ Hau ab“bezeugen das.

Da er im eigenen Land nicht mehr viel zu sagen hat, die Bevölkerun­g nichts von ihm hält, strebt er vermehrt auf der internatio­nalen Bühne um Anerkennun­g. Er träumt von einer Großmacht Frankreich­s innerhalb der EU an der Seite Deutschlan­ds. Er schwärmt trotz Friedensbe­schwörunge­n von einer starken EU- Armee und betont, dass Frankreich kein Vasall der USA sei. Die Anerkennun­g durch EU- Führer kann aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Franzosen ihren Präsidente­n am liebsten zur Persona non grata, zur unerwünsch­ten Person, erklären würden.

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Der französisc­he Präsident Emmanuel Macron gerät immer mehr unter Druck. Jetzt will er sich in einem Auftritt im Fernsehen an die Nation wenden.
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