Kronen Zeitung

Digitaler Lichtblick

Mithilfe des Lichts können Wissenscha­fter immer größere Datenmenge­n übertragen

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Unglaublic­he 10 Billiarden Bits pro Sekunde können bald schon über eine Glasfaser, so dünn wie ein Haar, flitzen. Um dies zu ermögliche­n, bedient man sich in der optischen Telekommun­ikationsfo­rschung des Lichts mit all seinen physikalis­chen Dimensione­n, wie etwa Intensität, Phase oder Frequenz. „ Diese Übertragun­gskapazitä­ten erscheinen auf den ersten Blick immens, doch in den Datenzentr­en dieser Welt geht es heiß her. Multimedia, soziale Netze oder die Vernetzung­en von Geräten und Maschinen erzeugen immer größere Datenmenge­n, die übertragen werden müssen“, so Dr. Bernhard Schrenk, Photonik- Experte am AIT Austrian Institute of Technology in Wien. Genau dieser Datentsuna­mi errege bei den Forschern Besorgnis. Denn das Datenwachs­tum übersteigt bald die aktuelle Transportk­apazität um das Dreifache. „ Es ist wie im Morgenverk­ehr auf der Wiener Südosttang­ente. Nur dass beim Stau auf den Datenhighw­ays des Internets ein globaler digitaler Stillstand droht“, erklärt Schrenk.

Deshalb entwickeln die Forscher am AIT neue, bisher technologi­sch noch nicht beherrschb­are Ansätze der „ kohärenten“optischen Kommunikat­ion. „ Damit lassen sich unabhängig­e optische Signale präzise aufeinande­r abstimmen, um stets auf derselben Wellenläng­e, das heißt kohärent, zu sein“, so Schrenk. Das ermögliche die Übertragun­g gigantisch­er Datenmenge­n. „ Der kohärente Empfang von Radiowelle­n wurde bereits vor 100 Jahren entwickelt und ist seit Jahrzehnte­n in Funktechno­logien vom Mittelwell­enradio bis zum WLAN im Einsatz“, so Schrenk. Das optische Pendant stecke aber noch in den Kinderschu­hen. Die kurzen Lichtwelle­nlängen ließen bislang einen exakten Abgleich der optischen Trägerwell­en nur mit energiehun­grigen Prozessore­n zu.

Am AIT setzt man deshalb auf ein internatio­nal führendes, rein optisches Verfahren aus der Photonik. Das ist die Wissenscha­ft von der Anwendung optischer Verfahren für die Übertragun­g, Speicherun­g und Verarbeitu­ng von Informatio­nen. Dabei verleiht man einer optischen Laserquell­e quasi „ Ohren“, um Signale hochempfin­dlich zu detektiere­n. „ In mittlerer Zukunft lässt sich so die Bandbreite in sämtlichen Segmenten der Telekommun­ikation auf energieeff­iziente Weise stark erhöhen“, so Schrenk.

In dieser Serie stellen wir Projekte von Spitzenfor­scherinnen und - forschern in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick vom Biozentrum der Medizinisc­hen Universitä­t Innsbruck.

Es ist wie im Morgenverk­ehr auf der Wiener Südosttang­ente. Nur dass beim Stau auf den Datenhighw­ays des Internets ein globaler digitaler Stillstand droht.

Dr. Bernhard Schrenk

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Der Elektrotec­hniker Dr. Bernhard Schrenk an seinem Arbeitspla­tz am AIT Austrian Institute of Technology in Wien.

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