„ Das Böse steckt in jedem“
42 Frauen wurden heuer schon getötet. Auch Übergriffe in Kombination mit Mobbing im Netz steigen. Die Wiener Familien- Psychologin Mag. Reich- Rohrwig zur Eskalation der Gewalt. Warum werden immer mehr Frauen zu Opfern?
Sie sind immer noch schwächer in der Gesellschaft. Wehren sich nicht. Schämen sich für ihre Opferrolle. Haben Angst vor Gewalt, wenn sie Anzeige erstatten oder Hilfe holen.
Hat diese Tat mit kulturellen Hintergründen zu tun?
Wenn Menschen die Fähigkeit der emotionalen Regulierung fehlt, das heißt, dass Wut und Aggression körperlich ausgelebt werden, passiert „ Böses“in allen Kulturen. Konflikte gibt es überall, kulturelle Traditionen und der eventuell schon als Kind erlebte Umgang beeinflussen die Beziehungen zwischen Mann und Frau.
Es hat den Anschein, die Hemmschwellen sinken immer mehr. Warum ist das so?
Verantwortlich für die Entwicklung sind etwa weniger Zeit für echte Gespräche im Gegensatz zu ständigen Internetnachrichten und Notizen in sozialen Medien statt echter Worte. Aber Gewalt hat es schon immer gegeben. Es ist nun mal die einfachste Möglichkeit, Konflikte auszutragen.
Warum macht ein Jugendlicher so etwas Furchtbares?
Er hatte keine andere Lösungskompetenz, um mit sozialem Druck umzugehen. Wenn er hätte aufhören können, hätte er es gemacht, so musste er die Tat fertig bringen. Man kann nur Hilfe anbieten, Hotlines, Beratungsstellen, aufmerksam sein, nicht wegschauen, zuhören.