Klage gegen zu günstige Mieten
Hausbesitzer rufen Höchstrichter an Wiener Richtwertsoll gekippt werden
Es klingt vordergründig grotesk: Viele Wiener stöhnen unter den extrem gestiegenen Mieten. Doch Bewohner von Gründerzeithäusern mit ( ererbten) Altverträ- gen leben vergleichsweise günstig. Die Hauseigentümer fühlen sich diskriminiert. Sie haben sich zusammengeschlossen und rufen jetzt die Höchstrichter an.
Laut Rathaus kommt bei 210.000 Wohnungen der Richtwertzins zum Einsatz – festgelegt vom Bund. „ In allen anderen Bundesländern gibt es in diesem Segment marktkonforme Preise. Nur in Wien nicht. Das ist gegen die Verfassung“, meint Kaspar Erath von der Plattform stadtbilderhaltung. wien.
Tatsächlich hat Wien nach dem Burgenland den günstigsten Richtwert aller Länder. „ Wir wollen, dass das so bleibt. Wien hat als Großstadt besondere Herausforderungen“, sagt eine Sprecherin von Wohnbau-
stadträtin Kathrin Gaál ( SPÖ). Allerdings hat hier die Stadt nur eine Zuschauerrolle. Weil der Bundesgesetzgeber den Wiener Richtwert festsetzt, wird der Bund vor die Richter gezerrt.
Details dazu gibt die Plattform am Donnerstag bekannt. Eines ist klar: Ist die Klage erfolgreich, wird Wohnen für viele Wiener teurer. Die Hausbesitzer argumentieren oft, dass sie mit den derzeitigen Einnahmen die teils wunderschönen Gebäude nicht erhalten könnten. Deshalb werden immer wieder Gründerzeithäuser ( 1850– 1918) durch lukrative Neubauten ersetzt. Die Stadt widerspricht: „ Den Eigentümern bleibt immer noch genug.“