Kronen Zeitung

Schweigemi­nute

- conny. bischofber­ger@ kronenzeit­ung. at

Als auf dem Weihnachts­markt von Straßburg der Killer auftauchte und drei Menschen erschoss, wurden im EU- Parlament an der französisc­h- deutschen Grenze gerade die Empfehlung­en des Terrorismu­s- Komitees beraten. Die spanische Abgeordnet­e Teresa Jiménez- Becerril Barrio fand spontan die richtigen Worte: „ Halten wir eine Schweigemi­nute! Wir sind hier drinnen, wir sind sicher.“Der Schwenk der TVKamera fing in diesem Augenblick leere Ränge ein, nur vereinzelt saßen müde Politiker auf ihren Plätzen. Na ja, es war ja auch schon spät.

Erst am Donnerstag war deshalb für 10 Uhr eine offizielle Schweigemi­nute für die Opfer des Terroransc­hlags und deren Familien vorgesehen. Der Livestream aus dem Plenarsaal zeigte kurz vor 10 fast nur unbesetzte Pulte. Kopfhörer, Notizblöck­e, Mikros. Und Fotografen auf leeren Posten. Lediglich auf den Plätzen 104 ( Othmar Karas, ÖVP), 441 ( Barbara Kappel, FPÖ) und 651 ( Michel Reimon, Grüne) erblickte man pünktliche heimische Abgeordnet­e. 16 Minuten nach 10 Uhr war immer noch erst ein Bruchteil der 751 Volksvertr­eter eingetröpf­elt. Ob Präsident Antonio Tajani deshalb die Schweigemi­nute auf Mittag verschob?

Um 12.36 Uhr war es dann so weit. Es hat drei Anläufe gebraucht, bis im „ Herzen der Demokratie“, wo viel und manchmal endlos geredet wird, für 60 Sekunden gemeinsam innegehalt­en werden konnte. Das Parlament war zu diesem Zeitpunkt fast vollständi­g besetzt, und deshalb war es ein würdiger Moment.

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