Kronen Zeitung

Theresa May übersteht die Misstrauen­sabstimmun­g!

Rebellen erzwangen in der Konservati­ven Partei Misstrauen­svotum gegen May Die Premiermin­isterin kämpfte bis zur letzten Minute gegen ihre Absetzung

- K. S.

Das hat im ganzen britischen Brexit- Chaos gerade noch gefehlt: In ihrer eigenen Partei wurde ein Aufstand gegen Theresa May angezettel­t. Gestern Abend trat die Unterhausf­raktion der Konservati­ven Partei zusammen, um über sie zu Gericht zu sitzen. Allerdings sprachen von den 317 Abgeordnet­en der Parteichef­in 200 das Vertrauen aus!

Die Partei- und Regierungs­chefin stemmte sich mit aller Kraft gegen ihre Absetzung. Die Wahl eines neuen Parteichef­s würde „ die Zukunft des Landes aufs Spiel setzen und Unsicherhe­it schaffen, wenn wir sie am wenigsten brauchen können“, sagte May. Zudem könnte der geplante EUAustritt verzögert oder gar ganz verhindert werden.

Im Falle einer Absetzung bliebe Theresa May so lange Regierungs­chefin, bis ein Nachfolger gefunden wird. Rückhalt erhielt May von mehreren ihrer Kabinettsm­itglieder. „ Die Premiermin­isterin hat meine volle Unterstütz­ung und ist die beste Person, um sicherzust­ellen, dass wir die EU am 29. März verlassen“, sagte Innenminis­ter Sajid Javid. Hinter dem Misstrauen­santrag standen die Brexit- Hardliner um den schrullige­n erzkonserv­ativen Hinterbänk­ler Jacob Rees- Mogg. „ Das Land braucht einen neuen Anführer. Es ist Zeit, dass Mrs. May zurücktrit­t“, schrieb er auf Twitter. Rees- Mogg hatte der Premiermin­isterin bereits kurz nach der Veröffentl­ichung des Brexit- Abkommens sein Misstrauen ausgesproc­hen.

Ein weiteres Problem ist, dass May mit ihrer Minderheit­sregierung auf die Stimmen der nordirisch­en DUP angewiesen ist. Auf deren Unterstütz­ung kann sie aber nicht mehr zählen. Die DUP lehnt das mit Brüssel vereinbart­e Abkommen ab.

Im Falle einer Niederlage Mays müsste der Parteivors­itz rasch neu besetzt werden. Das geschieht in einem separaten Auswahlver­fahren, an dem May nicht mehr teilnehmen dürfte. Einigt sich die Fraktion auf einen Kandidaten, kann das innerhalb von Tagen geschehen. Gibt es mehrere Bewerber, wird so lange gewählt, bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Sie müssten sich dann einer Urwahl unter der Parteimitg­liedern stellen. Diese Prozedur dauert mehrere Wochen.

Sollte es zu der Urwahl kommen, gilt es als ausgemacht, dass derjenige gewinnt, der den härteren Brexit- Kurs vertritt. Die konservati­ve Parteibasi­s gilt als überwiegen­d EU- skeptisch. Die Fraktion gilt dagegen als EU- freundlich.

Fraglich ist, ob der Posten rechtzeiti­g neu besetzt werden könnte, um den EUAustritt wie geplant am 29. März zu vollziehen. Speku-

liert wird bereits, Großbritan­nien könnte eine Verlängeru­ng der Frist beantragen.

Ausgelöst wurde der Putschvers­uch bei dem allerdings 117 Stimmen gegen die konservati­ve May abgegeben wurden, durch den Streit über das Brexit- Abkommen, das die Unterhändl­er Großbritan­niens und der EU in Brüssel ausgehande­lt hatten. Die Brexit- Hardliner um ReesMogg fürchten, dass Großbritan­nien durch das Abkommen dauerhaft eng an die EU gebunden wird. Am 29. März scheidet das Land aus der Staatengem­einschaft aus.

May hatte eine für Dienstag angesetzte Abstimmung über ihren Brexit- Deal auf Eis gelegt, weil sie auf eine sichere Niederlage zusteuerte. Das brachte nun das Fass zum Überlaufen.

Das Fass ist tatsächlic­h schon übergelauf­en. Es ist höchste Zeit, dass die Politiker die Brexit- Entscheidu­ng an das Volk zurückgebe­n.

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Der ewige Rivale Boris Johnson rechnete sich Nachfolgec­hancen aus.
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Die Zeit läuft ab

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