Kronen Zeitung

„ Dieser Entwurf ist untauglich“

Vor Mindestsic­herungs- Gipfel mit Ministerin steigen Wiener auf die Barrikaden

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Die Länder waren nicht in die türkis- blaue Kürzung der Mindestsic­herung eingebunde­n. Seit Wochen ist der Gesetzesen­twurf fertig, zu verhandeln gibt es nichts mehr – trotzdem kommt es heute zum ersten Treffen der Sozialmini­sterin mit den Ländern. Wiens Sozialstad­trat richtet dort 13 provokante Fragen an die Ministerin.

Allein die Terminwahl wird von manch Landesrat schon als Affront verstanden: Sozialmini­sterin Beate Hartinger- Klein lud für heute um 18 Uhr – also an einem Freitagabe­nd im Advent – die Sozialrefe­renten der Bundesländ­er nach Wien, um über die Reform der Mindestsic­herung zu sprechen. Diese Reform, sie

sieht Kürzungen für Zuwanderer und Familien vor, wurde allerdings schon vor zwei Wochen im Ministerra­t beschlosse­n. Mit den Ländern, die für die Mindestsic­herung zuständig sind, wurde nicht gesprochen. Aus den Ländern kommt heftige Kritik, auch aus ÖVP- geführten. Die massivste Schelte kommt allerdings aus Wien.

Sozialstad­trat Peter Hacker ( SPÖ) will HartingerK­lein heute 13 provokante Fragen zur Reform stellen, wie er ankündigte. Eine Frage etwa bezieht sich auf den türkis- blauen Plan, den Migrations­hintergrun­d von Beziehern zu dokumentie­ren: „ In welche Datenbank sollen diese Daten eingespiel­t werden?“Eine derartige Abfrage wurde zuletzt im Dritten Reich durchgefüh­rt, so Hacker. Die Regierung schaffe „ das unterste soziale Netz ab“, generell sei „ dieser Gesetzesen­twurf untauglich“. Wien werde deshalb die Kürzung vor den Verfassung­sgerichtsh­of bringen.

Bis 2020 müssen die Länder die Kürzung in ihren Landesgese­tzen umsetzen – tun sie das nicht, landet der Rechtsstre­it mit dem Bund vor dem Höchstgeri­cht.

Die Regierung schafft das unterste soziale Netz ab. Das tut sie entweder aus brutaler Absicht oder aus schlichter Unsicherhe­it. Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker ( SPÖ)

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