Die Ausgrabung hat sich gelohnt!
An der Wien: Webers „ Euryanthe“in Christof Loys Inszenierung, Constantin Trinks
„ Hausfrauenpoesie“, „ naives Machwerk“, „ Pfusch“! So lauten die Urteile über Helmina von Chézys Libretto für Webers „ Euryanthe“. Für Intendanten Grund genug, das Werk nicht in den Spielplan aufzunehmen. Roland Geyer hat nun den Bann gebrochen – „ Euryanthe“wurde ein Publikumserfolg!
Fürs Wiener Theater am Kärntnertor 1823 komponiert, wurde die „ große romantische Oper“mit wechselndem Erfolg aufgeführt – an der Wiener Staatsoper etwa bis 1937. Intendant Geyer war’s ein Anliegen, die Lebensfähigkeit der „ Euryanthe“zu beweisen. Für die Neuinszenierung interessierte er Christof Loy, der versichert, an das Werk sogar zu glauben.
Loy stellt die Geschichte von der wunderschönen Euryanthe, die ein schreckliches Mordgeheimnis hütet, in eine elegante, weiße Halle Johannes Leiackers. Ein Spiel in dunklen ( Nachkriegs-) Zeiten, im Original etwa um 1120, hier nach 1945. Die Dämonen in uns brechen hervor; zwischen König Ludwig VI. von Frankreich, dem Helden Ritter Adolar, der Euryan-
teh liebt, und dem mißgünstigen Intrigantenpaar Eglantine & Lysiart kommt es zum Überlebenskampf.
Loy zeichnet diese Szenen der Liebe, Eifersucht, des Hasses und der Besitzgier betont zurückgenommen, in klarliniger Personenführung. Fast sparsam, aber in nobler Ästhetik. So gelingt es, der Geschichte von Glanz, Absturz, drohender Vernichtung und Happy End- Finale Spannung und Aktualität zu geben.
Constantin Trinks lässt Webers glänzende, herrlich instrumentierte Partitur im RSO- Wien voll aufleuchten. Bravourös der Schönberg Chor. Und Trinks steht ein solides Sängerensemble zur Verfügung: Souverän, voll Eleganz singt Jaqueline Wagner die „ Lichtgestalt Euryanthe“, kämpferisch – bis an die Grenzen seines
Tenors – gibt sich Adolar Norman Reinhardt; heroisch leuchtet Stefan Cernys Bass als Ludwig VI.; ein mörderisches Paar sind Therese Kronthaler als Eglantine und Andrew Foster- Williams als Intrigant Graf Lysiart. Spanned ist aber auch,
wie oft man in „ Euryanthe“merkt, was Richard Wagner für „ Lohengrin“und „ Tannhäuser“von Weber gelernt hat. Etwa im Duett Eglantine mit Lysiart, das etwa für Wagners Ortrud- Telramundszene ein Vorbild war.