Schmerzlicher Kredit
Der 57- jährige Johann P. hatte bei einem Kreditvermittler ein Darlehen von 7000 Euro erhalten. Als er eben im Büro das Geld in Empfang nehmen wollte, stürzte eine Frau herein und rief: „ Halt aus! Halt aus! Gebts dem Mann ja net des Geld in die Hand! Der versaufts, so wia ers kriagt!“
„ Wer sind Sie?“, fragte der Kreditvermittler.
„ A Narrische“, antwortete Herr P. „ Den ganzn Vurmittag verfolgts mi scho. Hurchn S net auf sie, Herr Chef! Gebn S mir gschwind des Geld, und i bin scho furt!“
„ Was sagst?“, rief die Frau und griff nach einem Briefbeschwerer. „ A Narrische bin i? I bin sei Frau, damits es wissn! Und des Geld muass mir ausgehändigt werdn! Mit dem Geld wird a Mantl und a Kostüm für mi kauft und a Bettwäsch, und was überbleibt wird für Weihnachten aufghobn! Und wannst no amal sagst, i bin a Narrische, schmeiß i dir den Marmorengl aufn Blutza, dass d alle Engln singa hörst, du Kripplgspül.“
„ Alsdann, i hab scho mehrere Auftritte in mein Büro erlebt“, sagte der Kreditvermittler als Zeuge. „ Aner is mir amal mit aner Rasierklingen aufn Schreibtisch gsprunga und hat gsagt, er schneidt se de Pulsadern auf, wann i eahm kan Kredit verschaff.
A anderer hat mir ama sei neunzichjährichs Muatterl aus Lainz als Bürgin bracht. Aber so an Wirbl wia mit dem Ehepaar hab i no nie erlebt! Er hat mit der Kreditsumme an Fluchtversuch unternommen; sie is ihm mit mein Briefbeschwerer nachgrennt und hat ihn bei der Tür damit niederghaut wia an Ochsn. I hab ihr gschwind des Geld ins Handtascherl gsteckt, sunst hätts mir noch des Büro demoliert. Den Herrn habns dann wegtragn. I kann heut nimmer sagn, ob er an Schädlbruch ghabt hat oder nur an Tippl.“
Frau P. erhielt wegen Körperverletzung vier Tage bedingt.
„ Dabei hab i mei Ehefrau mit dem Geld überraschn wolln“, jammerte der Zeuge. „ Des Manterl, des Kostüm und waß Gott no, was hätt i ihr kauft! Aber na, sie überfällt mi wia a Hyäne, fügt ma a zwölf Zentimeter lange Rissquetschwunde zua, und alles nur deswegn, damit i mir ja ka Viertl Wien aus dem Darlehn vergunn.“