Polizei erschießt den Straßburg- Attentäter
29- Jähriger von Beamten „ neutralisiert“Fatale Polizeipanne kurz vor Anschlag Schütze entkam bei Hausdurchsuchung
STRASSBURG. Zwei Tage lang fehlte vom Straßburger Attentäter jede Spur. In einem Lagerhaus im Viertel Neudorf, wo Chérif Chekatt nach seinem blutigen Anschlag verschwunden war, wurde eine Polizeipatrouille am Donnerstagabend schließlich fündig. In einem Feuergefecht erschossen die Beamten den 29- Jährigen.
Der Einsatz, der zur Erschießung von Chekatt führte, war nicht geplant. Chekatt hatte am Donnerstag auf der Straße eine Frau angesprochen. Sie sah, dass er verletzt war, und alarmierte die Polizei. Eine Patrouille traf schließlich auf den Verdächtigen, auf den die Beschreibung Chérif Chekatts passte. Als die Beamten ihn kontrollieren wollten, eröffnete der Mann plötzlich das Feuer. Er wurde erschossen.
Nun ist der Spuck vorbei und der Attentäter tot. Dabei hätte die Polizei den 29Jährigen schon vor seiner Tat am Dienstag verhaften sollen. Wenige Stunden vor dem Anschlag nahe eines Weihnachtsmarkts in der Straßburger Innenstadt wollte die Polizei Chérif Chekatt und weitere drei Personen wegen eines versuchten Tötungsdelikts festnehmen. Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Beamten mehrere Waffen – darunter waren eine Langfeuerwaffe, eine Granate und ein Jagdmesser. Anfangs hieß es, der Franzose mit algerischen Wurzeln sei bei dem Einsatz nicht zu Hause gewesen. Das stimmt offenbar nicht! Insidern zufolge waren Chekatt und seine Komplizen in der Straßburger Wohnung. Dem späteren Attentäter gelang jedoch die Flucht – eine folgenschwere Polizeipanne.
Wenige Stunden später eröffnete der 29- Jährige das Feuer in der Straßburger Innenstadt. Es gab drei Tote und zwölf Verletzte. Auf der Flucht wurde der Attentäter von Soldaten angeschossen. Er entkam dennoch im Taxi.
Mehrere Festnahmen vor tödlichem Polizeieinsatz
Mittlerweile reklamierte die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat ( IS) den Anschlag in Straßburg für sich. Kurz vor dem Tod des Attentäters wurde ein weiterer Verdächtiger aus dem Umfeld Chekatts verhaftet. Er gehört nicht zur Familie des getöteten Schützen. Damit sind mit seiner Mutter, seinem Vater und seinen zwei Brüdern insgesamt fünf Verdächtige in Gewahrsam. Der polizeibekannte Gefährder wurde wegen etlicher Diebstähle in Deutschland, Luxemburg, Frankreich und der Schweiz schon 27- mal verurteilt. Im deutschen Singen wurde er von Pflichtverteidiger Thomas Röder vertreten, nachdem er in eine Apotheke sowie eine Zahnarztpraxis eingebrochen hatte. Chekatt gestand und wurde zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Aber bereits nach sechs Monaten wurde der Angeklagte wieder freigelassen und nach Frankreich abgeschoben. Röder ist überrascht von der Bluttat: „ Wir haben hier öfters Leute aus Straßburg, die in Deutschland auf Einbruchstour gehen und die ich dann zu vertreten habe. Ganz ehrlich: Da hätte ich jetzt andere im Verdacht gehabt.“Zudem sagt der Pflichtverteidiger: „ Mein Mandant war eigentlich ein sehr umgänglicher Typ, oft zum Scherzen aufgelegt.“Doch er fiel durch seine religiöse Haltung auf. „ Ihm war wichtig, dass er in der Haft kein Schweinefleisch essen musste.“ Laut Ermittlern wuchs der Attentäter mit sechs Geschwistern im Elternhaus in Straßburg auf, hat einen mit dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Abschluss, aber keine weitere Ausbildung. Danach arbeitete er bei der Gemeinde, seit 2011 ist er arbeitslos und nach eigener Aussage viel gereist. Vor der Verurteilung in Singen saß er bereits mehr als vier Jahre in Gefängnissen.