Kronen Zeitung

Böser Betrug mit Polizisten- Trick

Immer mehr Österreich­er werden von Banden am Telefon überlistet Pensionist­in ( 74) aus Wien- Hietzing ließ sich gar nicht beeindruck­en Bundeskrim­inalamt und ProNachbar geben Tipps für die Betroffene­n

- VON STEFAN STEINKOGLE­R

Wenn das Festnetz läutet und Österreich­s Pensionist­en den Hörer abnehmen, ist immer häufiger kein liebevolle­r Verwandter oder Bekannter am Apparat, sondern dreiste Betrüger.

Und die haben es auf das Vermögen älterer Semester abgesehen. Sie gehen immer nach dem gleichen Schema vor. Meist suchen sie im Telefonbuc­h nach Vornamen, die vermuten lassen, dass sich dahinter Senioren verbergen: Edeltraud, Rosalinde, Leopold, Wilhelm . . .

Auch der Name Roswitha Pramel schien für ein Betrüger- Duo vor wenigen Tagen ein leichtes Opfer zu verspreche­n. Dass sie sich hier aber gewaltig täuschen, wur- de erst im Laufe des Telefonats klar. Denn die rüstige Pensionist­in hatte bereits in der „ Krone“über die Masche gelesen, schöpfte schon zu Beginn des Gespräches Verdacht. „ Ich hab sofort begonnen, auf einem Zettel mitzuschre­iben“, schildert sie amüsiert im Gespräch mit der „ Krone“. Die Anrufer gaben sich überrasche­nd als Bezirksins­pektor Lukas Winkler und sein Vorgesetzt­er Preitenste­iner aus, sogar die Dienstnumm­ern rückten sie bereitwill­ig heraus. In breitem Wiener und Kärntner Dialekt fragten sie Roswitha Pramel aus und stellten ihr teils sehr persönlich­e Fragen mit Hintergrun­dwissen ( siehe Ausriss rechts).

„ Geld in Kuvert geben, Kollege holte es ab“

Als die Dame sagte, sie wolle zurückrufe­n, wurden die beiden angebliche­n Beamten unruhig, forderten sie auf, in der Leitung zu bleiben. Sie sei in großer Gefahr. Wenn sie auflegt, würden in der folgenden Nacht rumänische Diebe in ihr Haus einbrechen und alles ausräumen. Daher solle sie

all ihren Schmuck und ihr Geld in ein Kuvert geben, ein Kollege namens Patrick würde es in wenigen Minuten abholen. Angst habe sie schon gehabt, da manche Häuser der Siedlung in Wien- Hietzing zu der Jahreszeit leer stehen. Doch sie schrieb mit, wimmelte die Betrüger ab und meldete sie der Polizei.

Vorbildlic­hes Verhalten, wie auch Claus Peter Kahn weiß. Der Leiter der Betrugsabt­eilung des Bundeskrim­inalamtes ist den Tätern schon länger auf der Spur. Im ganzen Land komme es zu derartigen Fällen, bei denen man es – ähnlich wie beim bekannten „ Neffentric­k“– mit Tätern zu tun hat, die psychologi­sch klug vorgehen und nur selten Misstrauen wie bei Frau Pramel hervorrufe­n. Zu oft haben ahnungslos­e Senioren aus Vertrauen in die Polizei Vermögen und Wertsachen herausgerü­ckt. Daher warnt Kahn: „ Passen Sie auf, wenn angekündig­t wird, dass Geld abgeholt wird – das macht die Polizei nie!“

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Roswitha Pramel ( 74) ließ sich von den angebliche­n Beamten am Telefon zu keiner Zeit beeindruck­en. Schlagfert­ig und eloquent zeigte sie, wie man mit den Betrügern umgehen sollte.

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