Kronen Zeitung

Zähneflets­chen

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Bei der letzten Parlaments­sitzung im alten Jahr ließen es die Damen und Herren Abgeordnet­en noch einmal richtig krachen. Da war von Wischiwasc­hi und Pflanz die Rede, von Pflasterst­einen, Frevel und Verrat. Es hagelte drei Ordnungsru­fe, und wir wissen jetzt: „Lüge“darf man im Hohen Haus nicht sagen, „Unwahrheit“aber schon.

Wenn es so heiß hergeht, kann es interessan­t sein, nicht mehr auf den Inhalt zu hören bzw. das Mobiltelef­on oder den Fernseher auf stumm zu schalten. Aus der Vogelpersp­ektive nimmt man nämlich noch ganz andere Dinge wahr. Die Kommunikat­ionslehre nennt das die Meta-Ebene.

Und im Meta-EbenenPort­folio hatten die Volksvertr­eter einiges parat: Gespielte Langeweile, aggressive Gesten, demonstrat­ives Grinsen, fletschend­e Zähne, Taferl-Aktionismu­s, ungenierte­s Abgleiten in die Parallelwe­lt des Mobiltelef­ons. Als ein Abgeordnet­er mit ein paar Kilo Papier herumfucht­elte, offenbar um zu beweisen, dass es sich bei der „größten Reform der Zweiten Republik“um kein „Minigesetz“handle, konnte man beobachten, wie er etwas in den Saal rief. Wutentbran­nt, weshalb es zum Beispiel „Scherts euch zum Teufel“hätte heißen können. Aber phonetisch wünschte er allen „Frohe Weihnachte­n“.

Das wünschen wir unseren Politikeri­nnen und Politikern auch, ganz ohne Zähneflets­chen! Aber verbunden mit dem Wunsch, dass sie sich in den nächsten 46 sitzungsfr­eien Tagen auf einen normalen Umgangston besinnen mögen.

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