Kronen Zeitung

Krimi um dunkelbunt­es Erbe Hundertwas­sers Palazzo in Venedig versperrt

Friedensre­ich Regentag Dunkelbunt Hundertwas­ser, einer der größten Kunstschaf­fenden Österreich­s, würde heute seinen 90. Geburtstag feiern. Um das Erbe wird noch immer gekämpft: Seine Tochter will in diesem Streit nicht aufgeben – und berichtet von einem K

- Richard Schmitt

Hochschwan­ger sitzt Heidelinde Trimmel in der „Krone“-Redaktion, sortiert Gerichtsur­teile und Anwaltssch­reiben. Dann sagt sie mit sanfter Stimme: „Wissen Sie, was mich am meisten belastet: Es ist diese große Ungerechti­gkeit. Ich darf ja nicht einmal im Tagebuch meines Vaters lesen.“Und am Grab von Friedrich Stowasser, der weltweit als Friedensre­ich Regentag Dunkelbunt Hundertwas­ser bekannt ist, durfte die Tochter des Künstlers auf dessen 370 Hektar großem Anwesen in Neuseeland lediglich zwei Stunden verbringen.

Seit Hundertwas­sers Tod im Jahr 2000 auf dem Kreuzfahrt­schiff „Queen Elizabeth II“vor Australien verwaltet eine Privatstif­tung die Hinterlass­enschaft. Vorstand der Stiftung ist Joram H., der frühere Manager des Malers und Veterans der Hainburger-Au-Besetzung.

„Wie das damals mit dem Erbe geregelt worden ist, bekam ich 145.000 Euro und durfte mir ein Bild aussuchen. Das war alles“, will Heidelinde Trimmel, die Tochter des Künstlers, nun den Streit um das Erbe von Friedensre­ich Hundertwas­ser nicht aufgeben – trotz aller Rückschläg­e in den vergangene­n Jahren.

Strafanzei­ge wegen Prozessbet­rugs

So wurde nun auch vom Landesgeri­cht Wien ein Verfahren eingestell­t, in dem es um den konkreten Vorwurf des Prozessbet­rugs durch Vorlage gefälschte­r Bilanzen und Urkunden ging. Für Heidelinde Trimmel unverständ­lich, sie sieht weiterhin einen Kriminalfa­ll in diesem Erbstreit: „Da wird argumentie­rt, dass die Fälschung von Dokumenten nach nur sechs Monaten verjährt ist – diese Taten haben ja ein ganzes Verfahren beeinfluss­t.“

Und noch immer kränkt die Tochter des Malers, wie die Aufteilung des Erbes vor 18 Jahren geregelt worden sei: „Mir wurde sein großer

Landbesitz in Neuseeland verschwieg­en, ebenso der 15.000 Quadratmet­er große Giardino Eden auf der Insel Giudecca in Venedig.“

Allein der „Garten Eden“, benannt nach einem seiner ersten Besitzer, dem Briten Frederick Eden, ist mit seinem Palazzo mehrere Millionen Euro wert. In diesem Garten schrieben schon Marcel Proust, Rilke, George Bernard Shaw und auch Ernest Hemingway.

„Werk meines Vaters muss erhalten werden“

„Das ist leider ein sehr emotionale­r Rechtsstre­it“, bedauert Dr. Georg Zanger, der Anwalt der Hundertwas­ser-Stiftung. Die Tochter wäre stets von einem Juristen vertreten gewesen, der – so Zanger – „mehr gewusst hat, als er dann später behauptet hat“. Eine gütliche Einigung sei aktuell auszuschli­eßen: „Nach all dem, was bereits geschehen ist.“

Heidelinde Trimmel will trotz aller Rückschläg­e vor Gericht weiterkämp­fen, es gehe ihr nicht nur um Rechte und Bilder: „Die Stiftung sagt nicht einmal, was sie mit dem Vermögen meines Vaters macht, er lebte ja für die Ökologie. Sein Werk, das Werk eines großen Vordenkers, darf doch nicht in der Versenkung verschwind­en.“

 ??  ?? Das wohl auffallend­ste Kunstwerk Hundertwas­sers: die von ihm verschöner­te Müllverbre­nnungsanla­ge Spittelau in Wien.
Das wohl auffallend­ste Kunstwerk Hundertwas­sers: die von ihm verschöner­te Müllverbre­nnungsanla­ge Spittelau in Wien.
 ??  ?? Friedensre­ich Hundertwas­ser 1952 in seinem Atelier. 1988 mit Ernst Fuchs, Arik Brauer und Alfred Hrdlicka.
Friedensre­ich Hundertwas­ser 1952 in seinem Atelier. 1988 mit Ernst Fuchs, Arik Brauer und Alfred Hrdlicka.
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 ??  ?? Heidelinde Trimmel, die Tochter des Künstlers.
Heidelinde Trimmel, die Tochter des Künstlers.
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 ??  ?? „Wiesenmann“, eines der eindrucksv­ollsten Werke von Friedensre­ich Hundertwas­ser (1928 bis 2000, re. im Bild). Er hinterließ auch den wunderschö­n gelegenen, 15.000 Quadratmet­er großen Giardino Eden auf Giudecca in Venedig (li.).
„Wiesenmann“, eines der eindrucksv­ollsten Werke von Friedensre­ich Hundertwas­ser (1928 bis 2000, re. im Bild). Er hinterließ auch den wunderschö­n gelegenen, 15.000 Quadratmet­er großen Giardino Eden auf Giudecca in Venedig (li.).

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