Kronen Zeitung

Werbeiden Lohnrunden die besseren Karten hat

Heuer gab es bis jetzt zwischen 3,4% und 2,3% drauf. Manches wird durch höhere Zuschläge etc. kompensier­t.

- Manfred Schumi

Es geht auf den ersten Blick meist um einen schlichten Prozentsat­z, um den die Löhne jedes Jahr steigen. Heuer bewegten sich die Abschlüsse zwischen 2,3% (Gastgewerb­e) und im Schnitt 3,46% (Metaller, siehe Tabelle). Doch der reine Prozentsat­z täuscht manchmal, so ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: „Genauso wichtig sind die Rahmenvere­inbarungen. Da kann man manchmal auf ein paar Zehntel verzichten, wenn es dafür andere Verbesseru­ngen gibt.“

So wurde etwa im Tourismus/Gastgewerb­e ein neuer Mindestloh­n von 1500 € brutto ausverhand­elt, dafür war der Abschluss sehr moderat. Bei den Metallern einigte man sich auf 100% Zuschlag für die elfte und zwölfte Stunde als Ausgleich für das neue Arbeitszei­tgesetz. Katzian: „Das würde z. B. im Handel wenig bringen, da es dort viele Teilzeitbe­schäftigte gibt. Da geht es wieder mehr um andere Dinge wie selbstbest­immte Freizeit.“Die Kollektivv­ertragsLöh­ne und -Gehälter sind das Minimum, das in einer Branche bezahlt wird. „Daher freuen uns Abschlüsse, bei denen die ,Ist‘-Löhne erhöht werden, da sind auch alle Überzahlun­gen eingeschlo­ssen“, so Katzian. Bei den Beamten, den Metallern, der chemischen oder der Elektroind­ustrie ist das üblich. Schwierige­r wird es dort, wo

der Großteil der Mitarbeite­r nur nach KV bezahlt wird, wie am Bau oder im Handel. Katzian: „Wichtig ist uns, dass die Inflation abgegolten wird und dass es darüber hinaus etwas gibt, das vom Gesamtwach­stum und der Produktivi­tät der Branche abhängt.“

So liefen die Geschäfte in der Industrie besonders gut, daher waren die Forderunge­n höher. Katzian: „Wir nehmen schon Rücksicht auf die Ertragskra­ft in einer Branche und fahren nicht gleich mit dem Schwert hinein.“Doch während manche Lohnrunden fast unbefentli­chkeitswir­ksame merkt von der Öffentlich­keit ablaufen, gibt es bei gewissen Gruppen immer wieder Zores und Kampfmaßna­hmen bis hin zum Streik (Metaller, Eisenbahne­r). Zahlt es sich aus, „hart“zu sein und auf Konfrontat­ionskurs zu gehen?

Der ÖGB-Chef bleibt vorsichtig: „Das hängt sicher auch von der persönlich­en Befindlich­keit der Verhandler ab. Manche sagen sich, wir legen gleich was drauf, bevor wir uns den ganzen Zirkus antun“, verweist er auf jene, die auch ohne öf- Proteste Abschlüsse von über 3% zusammenbr­ingen.

Insgesamt gibt es 450 verschiede­ne Kollektivv­erträge in Österreich, damit sind 98% aller Arbeitnehm­er erfasst, ein Spitzenwer­t in Europa. Katzian: „Wo das nicht so ist wie etwa in Deutschlan­d, sieht man mehr Vereinbaru­ngen auf Konzern- oder Betriebseb­ene.“Die werden auch bei uns zunehmen, aber man versucht, so viel wie möglich über die Kollektivv­erträge zu regeln.

Manche sagen sich, ich leg gleich ein paar Zehntel drauf, bevor wir uns den ganzen Zirkus antun. ÖGB-Chef Katzian über den Sinn von Protesten bei Lohnverhan­dlungen

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Foto: www.picturedes­k.com ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian: 450 KVs in Österreich.
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