Kronen Zeitung

Rocky Horror Raimund-Show

Josefstadt: Raimunds „Bauer als Millionär“, J.R. Köpplinger

- Stefan Musil

Das Theater in der Josefstadt legt ein schillernd­es Ferdinand-Raimund-Geschenk auf den Gabentisch: Josef Ernst Köpplinger inszeniert den Altwiener Klassiker „Der Bauer als Millionär“bunt, ein bisserl modern, auch biedermeie­rlich empfunden, meist im Ruckzuck-Tempo, die gute Spiellaune im Auge.

Das treue Publikum war zufrieden. Die Zufriedenh­eit auf der Bühne sowieso. So eine hübsche Raimund-Aufführung! Frech in manch androgyner Kostümieru­ng, in den Gummischla­ngen werfenden Personifiz­ierungen von Neid und Hass, von denen Letzterer aussieht wie ein in den roten Farbtopf gefallener Riff Raff der „Rocky Horror Picture Show“.

Und wenn zwischen glimmenden Kerzenleuc­htern manches Barockkost­üm tänzelt, kommt der „Tanz der Vampire“in den Sinn, und dass Köpplinger vor allem Musiktheat­er inszeniert. Naheliegen­d, wenn sich Klavier, Akkordeon, Klarinette und ein paar Streicher Joseph Drechslers Musik annehmen.

Köpplinger genügt eine Drehbühne (Walter Vogelweide­r) mit Kubus darauf, um von der Erde ins „Geisterrei­ch“zu switchen, wie es die rote Leuchtschr­ift anzeigt, mit der sich „Geist . . . reich“(!) und „reich“(!) leuchtend spielen lässt.

Reich ist zunächst Fortunatus Wurzel, den Michael Dangl drall auf die Bühne fetzt, so lange er mit der glockenhel­l trillernde­n Theresa Dax „Brüderlein fein“singen kann. Wenn Wolfgang Hübsch als Alter hereinschn­eit, ist Schluss mit Lustig, und man erlebt einen großen Schauspiel­erauftritt. Sonst forciert Köpplinger das Tempo, lässt Raimund druckvoll aus den sich in die Zauberschl­acht werfenden Ensembleke­hlen stoßen.

Lisa-Carolin Nemec ist die herzhaft hausbacken­e Ziehtochte­r Lottchen, die ihren geläuterte­n Fischer (Tobias Reinthalle­r) kriegt. Julia Stemberger zeigt ihr als Zufriedenh­eit würdevoll den Weg. Alexander Pschill darf als Ajaxerle allerliebs­t Schwäbeln und Alexandra Krismers Lacrimosa schwebt, als Zirkusprin­zessin am Trapez vom Schnürbode­n.

Die Sachen mit Reichtum, Gier oder Meinungsfr­eiheit bemüht man aus dem Romantisch­en Original-Zaubermärc­hen lieber weniger. Auch wenn Dangl im „Aschenlied“kurz vom kalten Wind von rechts extemporie­rt. Diesmal gilt es dem gepflegten Unterhaltu­ngsabend in der Wiener Vorstadt.

 ??  ?? Raimunds Disput über Reichtum, Geldgier und Meinungsfr­eiheit bleibt hier, im „Bauer als Millionär“, eher ausgespart: „Fortunatus“Michael Dangl und Kumpane.
Raimunds Disput über Reichtum, Geldgier und Meinungsfr­eiheit bleibt hier, im „Bauer als Millionär“, eher ausgespart: „Fortunatus“Michael Dangl und Kumpane.
 ??  ?? Ein draller, reicher Bauer Fortunatus: Michael Dangl.
Ein draller, reicher Bauer Fortunatus: Michael Dangl.
 ??  ?? Josef E. Köpplinger
Josef E. Köpplinger

Newspapers in German

Newspapers from Austria