Rocky Horror Raimund-Show
Josefstadt: Raimunds „Bauer als Millionär“, J.R. Köpplinger
Das Theater in der Josefstadt legt ein schillerndes Ferdinand-Raimund-Geschenk auf den Gabentisch: Josef Ernst Köpplinger inszeniert den Altwiener Klassiker „Der Bauer als Millionär“bunt, ein bisserl modern, auch biedermeierlich empfunden, meist im Ruckzuck-Tempo, die gute Spiellaune im Auge.
Das treue Publikum war zufrieden. Die Zufriedenheit auf der Bühne sowieso. So eine hübsche Raimund-Aufführung! Frech in manch androgyner Kostümierung, in den Gummischlangen werfenden Personifizierungen von Neid und Hass, von denen Letzterer aussieht wie ein in den roten Farbtopf gefallener Riff Raff der „Rocky Horror Picture Show“.
Und wenn zwischen glimmenden Kerzenleuchtern manches Barockkostüm tänzelt, kommt der „Tanz der Vampire“in den Sinn, und dass Köpplinger vor allem Musiktheater inszeniert. Naheliegend, wenn sich Klavier, Akkordeon, Klarinette und ein paar Streicher Joseph Drechslers Musik annehmen.
Köpplinger genügt eine Drehbühne (Walter Vogelweider) mit Kubus darauf, um von der Erde ins „Geisterreich“zu switchen, wie es die rote Leuchtschrift anzeigt, mit der sich „Geist . . . reich“(!) und „reich“(!) leuchtend spielen lässt.
Reich ist zunächst Fortunatus Wurzel, den Michael Dangl drall auf die Bühne fetzt, so lange er mit der glockenhell trillernden Theresa Dax „Brüderlein fein“singen kann. Wenn Wolfgang Hübsch als Alter hereinschneit, ist Schluss mit Lustig, und man erlebt einen großen Schauspielerauftritt. Sonst forciert Köpplinger das Tempo, lässt Raimund druckvoll aus den sich in die Zauberschlacht werfenden Ensemblekehlen stoßen.
Lisa-Carolin Nemec ist die herzhaft hausbackene Ziehtochter Lottchen, die ihren geläuterten Fischer (Tobias Reinthaller) kriegt. Julia Stemberger zeigt ihr als Zufriedenheit würdevoll den Weg. Alexander Pschill darf als Ajaxerle allerliebst Schwäbeln und Alexandra Krismers Lacrimosa schwebt, als Zirkusprinzessin am Trapez vom Schnürboden.
Die Sachen mit Reichtum, Gier oder Meinungsfreiheit bemüht man aus dem Romantischen Original-Zaubermärchen lieber weniger. Auch wenn Dangl im „Aschenlied“kurz vom kalten Wind von rechts extemporiert. Diesmal gilt es dem gepflegten Unterhaltungsabend in der Wiener Vorstadt.