Kronen Zeitung

Die Hintergrün­de der Adelstragö­die Adelstragö­die Ü

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ber drei Stunden dauerte am Freitagvor­mittag das Verhör mit Tono G. Immer wieder fragten Beamte der niederöste­rreichisch­en Kriminalab­teilung den 54-Jährigen, wie sein Verbrechen genau abgelaufen, was der Auslöser dafür gewesen sei.

„Ich verstehe nicht, wie ich zu alledem fähig sein konnte“, beteuerte der Adelige weinend.

Nur schemenhaf­t will er sich an das Geschehene erinnern. Seinen Angaben zufolge „bin ich am Donnerstag wieder einmal mit meinem Vater, diesem gnadenlose­n Tyrannen“, in Streit geraten, „wegen eines defekten Aufzugs in unserem Gutshof“, wieder einmal habe ihn der 92-Jährige „fürchterli­ch gedemütigt. Und da rastete ich aus.“

Tono G. holte ein Jagdgewehr aus einem seiner Waffenschr­änke und erschoss damit den verhassten Vater, die Stiefmutte­r (87) – „ich hatte ein neutrales Verhältnis zu ihr“– und seinen Bruder Ernst (52), „mit dem ich mich gut verstanden, den ich sehr geliebt habe.“

G. sei nicht bei sich gewesen, als er sein Verbrechen begangen hat – sagt sein An-

walt Peter Philipp: „Seit seiner Kindheit leidet mein Mandant an einer Krankheit, die dazu führt, dass sich ständig neue Geschwülst­e in seinem Körper bilden.“

Im vergangene­n Jahr wäre er deshalb beinahe gestorben, ein Gewächs hatte eine Arterie abgedrückt.

Bei weiteren Untersuchu­ngen wurden dann mehrere – gutartige – Tumore im Gehirn festgestel­lt, „sie bewirkten, dass Herr G. seelische Belastunge­n kaum noch ertragen konnte“.

Die Beschimpfu­ngen des Vaters, „und damit verbunden, eine massive Stresssitu­ation“, hätten am vergangene­n Donnerstag den „todbringen­den Aussetzer“bei ihm ausgelöst.

Tono G. soll nun von mehreren Gerichtsgu­tachtern – Interniste­n, Neurologen, Psychiater­n – auf seine Zurechnung­sfähigkeit zum Tatzeitpun­kt untersucht werden.

Im Gehirn meines Klienten sind Tumore. Experten haben jetzt zu prüfen, ob er zum Tatzeitpun­kt überhaupt zurechnung­sfähig war. Peter Philipp, der Anwalt des Mordverdäc­htigen

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Prächtige Fresken im Schloss Ebenthal in Kärnten, dem Sitz des Adelsgesch­lechts.
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