Kronen Zeitung

Entsetzen

- peter.frauneder@kronenzeit­ung.at

Zwei Jahrzehnte im Skiweltcup. Man möge meinen, dass man da abgebrüht ist. Dass nichts mehr erschütter­t. Leider kann davon keine Rede sein.

Gestern wurden sie wieder wach: all die schlimmen Erinnerung­en. An die bangen Minuten, als der Amerikaner Scott MacCartney 2008 und der Schweizer Daniel Albrecht 2009 unter dem Zielsprung regungslos auf der Streif lagen.

Oder vor allem an das Jahr 2011. Als ebenfalls in Kitzbühel auch Hans Grugger mit schwersten Kopfverlet­zungen um sein Leben rang. Der sympathisc­he, damals erst 29-jährige Bursche, den man von all den gemeinsame­n Reisen davor so gut kannte und der erst ein paar Tage zuvor im langen Interview von seinen großen sportliche­n Plänen erzählt hatte. Tränen schossen in die Augen. Tränen der Angst. Des Entsetzens. Der Verzweiflu­ng.

Oder an die Horror-Abfahrt auf der Streif vor zwei Jahren. Als nach den fürchterli­chen Stürzen von Georg Streitberg­er, Hannes Reichelt und Aksel Lund Svindal Gabriel, der damals zwölfjähri­ge Sohn, anrief und fragte: „Papa, warum hören die denn nicht auf damit?“

Ja, warum eigentlich nicht? Weil diese Rennläufer anders ticken. Weil sie sich auch nach schlimmste­n Unfällen wieder hinunterst­ürzen, Angst entweder nicht kennen oder sie verdrängen. Weil sie den Nervenkitz­el brauchen. Max Franz lag 2012 in Beaver Creek ebenfalls bewusstlos im Schnee. Trotzdem riskiert er weiter Kopf und Kragen. Der gestrige Schock um Marc Gisin wird daran wieder nichts ändern. Nicht bei ihm. Nicht bei Svindal. Und auch sonst bei keinem einzigen.

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