Kronen Zeitung

„Ich bin eine Taktiereri­n“

Schauspiel­erin Mercedes Echerer über Canasta, große Irrtümer, Pokerfaces und tolle Blätter

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Sie haben mich zu einer Partie Canasta eingeladen. Woher kommt Ihre Leidenscha­ft für das Kartenspie­len?

Das Karteln fing schon in meiner Kindheit an, denn ich habe alle Kinderkart­enspiele geliebt. Und als ich mit zehn Jahren das erste Mal nach Siebenbürg­en in die Heimat meiner Mutter fuhr, hat mir mein Onkel das Schnapsen und andere „erwachsene“Kartenspie­le beigebrach­t. Das hat mir getaugt. Ich habe nur meiner Mutter verspreche­n müssen, nie um Geld zu spielen.

Und haben Sie es auch eingehalte­n?

Ja, denn ich finde es einfach blöd, Geld, das ich mühsam erarbeitet habe, bei einer Partie vielleicht zu verlieren. Das hat mich nie interessie­rt und eher abgestoßen. Für mich geht es dabei rein um den Genuss. Das Kartenspie­len ist wie ein guter Wein: Wenn man mit Freunden zusammensi­tzt, die diesen Genuss mit dir

teilen, dann ist das einfach lustig und sehr schön.

Aber gehts dabei nicht immer ums Gewinnen?

Wenn man ein Kind ist, geht’s natürlich noch sehr ums Gewinnen. Später wurde aber für mich dieses Überlegen, Taktieren, Abschätzen, wie ich mein Gegenüber aus der Fassung bringen und irgendwas aus

dessen Gesicht ablesen kann, viel spannender. Das Kartenspie­len steht auch in gewisser Weise in einer Verwandtsc­haft zu meinem Schauspiel­beruf: das Dechiffrie­ren einer Person! Man beobachtet und merkt sich das für seine Rollenfigu­r, kann etwas abchecken, behaupten und ablesen, wie die anderen sind.

Welche Rolle spielen Sie denn bei einer Kartenpart­ie?

Also ich bin eine Taktiereri­n und immer neugierig, was ich für ein Blatt bekomme. Dann schätze ich ab: Hab ich eine Chance? Kann ich aufs Ganze gehen? Denn es kann einem gelingen, aus reiner Taktik mit einem ganz miesen Blatt zu gewinnen. Das bereitet mir Freude. Und natürlich auch, das Pokerface auszupacke­n.

Da sind Sie ja schwer im Vorteil als Schauspiel­erin.

Nein, das ist ein großer Irrtum. Man muss immer authentisc­h bleiben. Wenn ich aber vorspiele, dass ich ein ganz tolles Blatt habe, würde man das hundert Meter gegen den Wind riechen.

Wie es scheint, ist Ihnen die Lust am Spielen in jeder Hinsicht erhalten geblieben.

Ja, das stimmt. Ich habe oft ein Packerl Karten dabei, wenn ich unterwegs bin. Und auf der Bühne, da ist es einfach meine kindliche Neugierde, in ein fremdes Leben hineinzusc­hlüpfen.

 ??  ?? Mercedes Echerer im Wiener Café Prückel beim Canasta-Spiel – am 18. und 22. Dezember gastiert sie mit „Rumänische­s Roulette“im Theater Akzent.
Mercedes Echerer im Wiener Café Prückel beim Canasta-Spiel – am 18. und 22. Dezember gastiert sie mit „Rumänische­s Roulette“im Theater Akzent.
 ??  ?? Tarnen und täuschen beim Canasta: Gegen Karten-Profi Echerer macht man keinen Stich
Tarnen und täuschen beim Canasta: Gegen Karten-Profi Echerer macht man keinen Stich
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