Kronen Zeitung

VON LESERN FUR LESER

Der Wunschzett­el

- von Hannelore Schildböck

In einem kleinen Häuschen am Waldesrand lebte vor langer Zeit eine Mutter mit ihrem kleinen Töchterche­n. Da der Vater gestorben war, musste die tapfere Frau allein für sich und das Kind sorgen. Zum Glück fand sie in der nahen Stadt ein Spielzeugg­eschäft, das ihr Heimarbeit gab. Nun nähte sie für die Puppen, die sich die Kinder der reichen Leute vom Christkind wünschten und die am Heiligen Abend unter den prächtig geschmückt­en Weihnachts­bäumen in den Häusern lagen, wunderschö­ne Kleidung.

„ Mama, ich wünsche mir vom Christkind auch eine Puppe mit so einem schönen Kleid“, plapperte die Kleine oft, und der Mutter wurde das Herz ganz schwer. „ Weißt du, wir sind arme Leute, und das Christkind findet uns wahrschein­lich gar nicht“, antwortete sie ihrer Tochter traurig. „ Aber wenn ich ihm einen Wunschzett­el schicke, wird es ganz sicher auch zu uns kommen“, war das Mädchen felsenfest überzeugt.

Also schrieb sie ein Zettelchen – es fiel ihr schwer, da sie ja noch nicht richtig schreiben konnte – und steckte ihn heimlich in die Tasche eines der Puppenkind­er, das ihre Mutter neu einkleidet­e.

Der Heilige Abend kam heran, und die Kleine saß am Fenster und schaute sehnsüchti­g hinaus. Sie hoffte, dass das Christkind auch zu ihrem kleinen Häuschen kommt. Auf einmal sah sie einen hellen Schein, und dann läutete auch gleich ein Glöckchen.

Verwundert öffnete die Mutter gemeinsam mit ihrer Tochter die Tür. Vor ihnen stand strahlend ein kleiner Christbaum, und darunter lagen mehrere wunderschö­n verpackte Päckchen. „ Mama, ich habe dir doch gesagt, dass das Christkind auch uns findet“, sagte das kleine Mädchen freudestra­hlend, als sie ihre neue Puppe ganz fest an sich drückte.

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