VON LESERN FUR LESER
Der Wunschzettel
In einem kleinen Häuschen am Waldesrand lebte vor langer Zeit eine Mutter mit ihrem kleinen Töchterchen. Da der Vater gestorben war, musste die tapfere Frau allein für sich und das Kind sorgen. Zum Glück fand sie in der nahen Stadt ein Spielzeuggeschäft, das ihr Heimarbeit gab. Nun nähte sie für die Puppen, die sich die Kinder der reichen Leute vom Christkind wünschten und die am Heiligen Abend unter den prächtig geschmückten Weihnachtsbäumen in den Häusern lagen, wunderschöne Kleidung.
„ Mama, ich wünsche mir vom Christkind auch eine Puppe mit so einem schönen Kleid“, plapperte die Kleine oft, und der Mutter wurde das Herz ganz schwer. „ Weißt du, wir sind arme Leute, und das Christkind findet uns wahrscheinlich gar nicht“, antwortete sie ihrer Tochter traurig. „ Aber wenn ich ihm einen Wunschzettel schicke, wird es ganz sicher auch zu uns kommen“, war das Mädchen felsenfest überzeugt.
Also schrieb sie ein Zettelchen – es fiel ihr schwer, da sie ja noch nicht richtig schreiben konnte – und steckte ihn heimlich in die Tasche eines der Puppenkinder, das ihre Mutter neu einkleidete.
Der Heilige Abend kam heran, und die Kleine saß am Fenster und schaute sehnsüchtig hinaus. Sie hoffte, dass das Christkind auch zu ihrem kleinen Häuschen kommt. Auf einmal sah sie einen hellen Schein, und dann läutete auch gleich ein Glöckchen.
Verwundert öffnete die Mutter gemeinsam mit ihrer Tochter die Tür. Vor ihnen stand strahlend ein kleiner Christbaum, und darunter lagen mehrere wunderschön verpackte Päckchen. „ Mama, ich habe dir doch gesagt, dass das Christkind auch uns findet“, sagte das kleine Mädchen freudestrahlend, als sie ihre neue Puppe ganz fest an sich drückte.