Kronen Zeitung

Afrika nicht China überlassen

In Wien begann ein neues Kapitel der Partnersch­aft zwischen beiden Kontinente­n

- Kurt Seinitz

WIEN. „ Die Zukunft von Afrika ist auch unsere Zukunft.“– darin waren sich die Staats- und Regierungs­chefs beider Kontinente einig, als sie am Ende des Wiener Gipfeltref­fens Bilanz zogen. Vorher waren in zahlreiche­n Arbeitsgru­ppen Kontakte geknüpft worden.

Bundeskanz­ler Kurz ( ÖVP) forderte einmal mehr europäisch­e Investitio­nen in Afrika. „ Wir dürfen den Kontinent nicht den Chinesen überlassen“, sagte Kurz vor den Amtskolleg­en sowie zahlreiche­n Unternehme­rn im Wiener Austria Center.

Die Zusammenar­beit solle „ neben der klassische­n Entwicklun­gshilfe auch vermehrt auf wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Investitio­nen setzen“, so der Kanzler. Die EU sei mit über 50 Prozent der größte Geber weltweit, was die Entwicklun­gszusammen­arbeit betreffe. „ Aber was die Investitio­nen betrifft, gibt es Luft nach oben“, so Kurz.

Angesichts des starken Bevölkerun­gswachstum­s in Afrika – bis 2050 werden mehr als zwei Milliarden Menschen auf dem Kontinent leben – bestehe der Bedarf nach einem starken Wirtschaft­swachstum, so Kurz. Investitio­nen würden Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tze schaffen.

Migration schwang als Hintergrun­dthema mit

Auf die Frage, warum das Thema Migration nicht auf der Agenda des Forums stehe, meinte Kurz, es gebe vonseiten afrikanisc­her Politiker „ den Wunsch, dass, wenn wir mit ihnen reden, es nicht nur um Migration geht“und „ wir nicht nur versuchen, sie zu erziehen“und ihnen sagen, was sie zu tun hätten, sondern es einen „ Dialog auf Augenhöhe“gebe. „ Das Thema Migration ist wichtig, aber es gibt neben Migration auch noch andere Themen, die wichtig sind“, so Kurz. Migration und Menschenre­chte seien wichtig, „ aber das Le- ben ist breiter und auch die Zusammenar­beit zwischen der EU und Afrika muss auf einem breiteren Fundament stehen“.

Caritas: Humanitäre Hilfe nicht vergessen

Caritas- Chef und AfrikaSpez­ialist Michael Landau: „ Ich halte das EU- AfrikaForu­m für eine Chance und bin Bundeskanz­ler Sebastian Kurz und allen Verantwort­lichen dafür dankbar. Aber klar ist auch: Wir dürfen die EU- Afrika- Beziehunge­n nicht nur durch die Linse von Investitio­n und Handel sehen!

Es ist gut, wenn Österreich und Europa Afrika auch als Wirtschaft­spartner entdecken. Aber ebenso unerlässli­ch sind der Einsatz gegen Hunger und Armut und Investitio­nen in die Bildung von Kindern und Ausbildung von Jugendlich­en.“

Konferenz- Lob von afrikanisc­her Seite

Als „ sehr hilfreich“würdigte der derzeitige Präsident der Afrikanisc­hen Union, Ruandas Staatschef Paul Kagame, das letzte Großereign­is des österreich­ischen EU- Vorsitzes. Er, Kagame, wolle nicht darüber sprechen, was China habe und die EU nicht oder umgekehrt, sondern darüber, wie die Partnersch­aften verbessert werden können. Die afrikanisc­hen Länder, so Kagame, müssten aber auch selbst für die Rahmenbedi­ngungen sorgen.

EU- Kommission­spräsident Juncker betonte, dass Europa seiner Ansicht nach „ unendlich viel präsenter“ist in Afrika, als es in der Öffentlich­keit wahrgenomm­en wird. „ Wir müssen nicht besser werden, wir sind schon besser als die Chinesen“, betonte er.

Der Siemens- Chef Joe Kaeser kündigte zusätzlich­e Investitio­nen seines Unternehme­ns in der Höhe von 500 Millionen Euro in Afrika an. Das Geld soll unter anderem der Infrastruk­tur und dem Ausbildung­ssektor zugute kommen.

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Europa und Afrika als eine Schicksals­gemeinscha­ft: Das sollte das „ Familienfo­to“des EU- Afrika- Forums symbolisie­ren
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Drei Gipfelchef­s: Juncker, Kagame ( Afrikanisc­he Union), Kurz

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