Erdoğan ist sehr zornig
christian. hauenstein@ kronenzeitung. at
Es läuft keineswegs gut für Türken- Sultan Erdoğan, zumindest was die Außenpolitik anlangt. Denn da hat er in der jüngsten Zeit kein einziges seiner großen Ziele erreicht. Speziell was die USA anlangt.
Eines der wichtigsten wäre die Auslieferung seines in den USA lebenden politischen Intimfeindes Fethullah Gülen, der hinter dem Putschversuch gegen Erdoğan stecken soll. Die Amerikaner aber verweigern die Verhaftung des Predigers. Und nach einem jüngsten Vorstoß Erdoğans, er habe Trump am Rande des G- 20- Gipfels die Zusicherung der Auslieferung Gülens abgerungen, ließ das Weiße Haus offiziell dementieren.
Nach dem Mord an dem regimekritischen saudi- ara- bischen Journalisten Jamal Khashoggi im Saudi- Konsulat in Istanbul wiederum tat Erdoğan alles, um Kronprinz Mohammed bin Salman ( MbS) eine Mitschuld an dem Verbrechen nachzuweisen. Erdoğan würde seinem Rivalen MbS gerne dessen Position als erster Schutzherr der Sunniten streitig machen. Aber US- Präsident Trump steht allen grauenvollen Vorwürfen zum Trotz weiter zu dem Blutprinzen.
Und dann ist da noch der Norden Syriens, in dem die USA die von Erdoğan als Terroristen eingestufte Kurdenmiliz YPG mit Waffen und mindestens 2000 Mann aus US- Spezialeinheiten militärisch unterstützen. Die YPG ist die Speerspitze im Kampf gegen den IS, Erdoğan aber will sie „ loswerden“, wie er unlängst gesagt hat. Eine türkische Offensive, erklärte er, könnte jederzeit beginnen.
Dass der türkische Sultan es auf eine militärische Konfrontation mit dem NATOPartner USA ankommen lässt, ist aber dennoch kaum zu erwarten. Auch wenn er noch so zornig ist.