Zankapfel
Richter zu dem Fußgänger Kurt T.: „ Sie haben einen abgenagten Apfel in ein fahrendes Auto geworfen! Sie haben den Chauffeur am linken Auge verletzt. Dadurch wäre fast ein Unfall verursacht worden!“
Kurt T., ein 58- jähriger Schlosser: „ Der Chauffeur hat mi provoziert. Er hat mitn Finger deut, dass i deppert bin. I bin damals an aner Kreuzung gstandn und hab gwart bis grün wird. A Ewigkeit is net grün wordn. Hab i ma denkt, de Ampel wird an Fehler habn und bin umeganga. Den Moment kummt der Mann in dem Auto daher, hupt wia de Feuerwehr, schneidt mi, nimmt ma in Vurrang vom Zebrastreifn und zeigt mitn Finger aufs Hirn.
Da hab i mi geärgert und hab den Apfelpatzn, den i grad in der Hand ghabt hab, auf sei Fenster gschmissn. I hab glaubt, des Fenster is zua. Wann i gwusst hätt, dass trotz Winterkältn de Scheibn offn is, hätt i eahm net gwurfn.“
Richter: „ Gut. Sie sind geständig. Das ist ein Milderungsgrund.“
Kurt T.: „ Jawohl, des glaub i. Bin i scho freigsprochn?“
Richter: „ Da Sie geständig sind, werden Sie milde verurteilt werden. Zuerst müssen wir den Autofahrer als Zeugen hören.“
Kurt T.: „ Des könn ma uns dersparn, Herr Rat. Der Mensch lüagt wia gedruckt. Zu dem Polizisten hat er gsagt, i hab eahm a gfäulte Birn ins Aug ghaut. Derweil wars a Maschanzker. Des is scho a Unterschied.“
Der Autofahrer berichtete, er habe durch den Wurf auf das Auge sein Fahrzeug reflexartig nach rechts verrissen. Ein Mopedfahrer sei dadurch auf den Gehsteig gezwungen worden.
Kurt T.: „ Wegn an Apflpatzn verursachn Se a Verkehrschaos? Wann S net fahrn könnan, bleibn S daham! Glaubt wird Ihna sowieso nix. De Milderungsgründe hab alle i. Des hat der Herr Rat vurhin gsagt. Kann i scho hamgeh, Herr Richter?“
Her T. erhielt 24 Stunden bedingt. Er hielt dieses Urteil für eine Art Freispruch und rief dem Chauffeur triumphierend zu: „ Na, sehn S, Se gscheiter Herr! Gwunna hab i! Se hamma derzählt, i werd zahln müassn bis i schwarz wia! Und nix is gschehn. Alles gut.“