Michelle startete zur Versöhnung
Als Bruder Marc am Samstag bei der Herren- Abfahrt regungslos unter den Kamelbuckeln lag, war Mi
chelle Gisin auf der anderen Seite des Grödner Jochs in Alta Badia trainieren.
Zwei Tage später fuhr sie selbst im Renntempo an der Unglücksstelle vorbei. Oder sollte man besser sagen: zitterte sich durch diese Passage. Denn allein der Blick in das Gesicht der sonst so lebenslustigen Schweizerin sagte alles darüber, wie sehr ihr das Training zusetzte.
Interviews ging Michelle am Montag noch aus dem Weg, nach dem gestrigen 18. Platz aber ging sie auf die Medien zu. „ Extrem schwierig, sehr unangenehm“sei ihr erster Tag auf der Saslong gewesen. Und der Gedanke, doch nicht an den Start zu gehen, sei ständig präsent gewesen.
„ Aber wenn ich neben Marc sitze und Däumchen drehe, bringt ihm das auch nichts. Er würde sagen: , Reiß dich zusammen!‘ Deshalb hab ich es probiert. Um die Familie ein bisschen mit dieser Piste zu versöhnen.“
Die Liebe zum Rennsport habe ihr bei diesem Schritt auch geholfen: „ Ich fahre ja deswegen Rennen, weil ich es so gern tue. Auch wenn der Spaß im Moment bei minus 100.000 liegt.“
Marc wurde nach Luzern transportiert, ist dort im Krankenhaus auf dem Weg der Besserung. „ Ich habe am Montag lange mit seiner Freundin und mit Mama telefoniert. Marc hat eine schwere Gehirnerschütterung, aber es ist nicht so schlimm und gravierend wie damals nach Kitzbühel. Also hoffen wir das Beste. Auch wenn es derzeit schmerzhaft ist, es wird heilen. Aber es sieht alles sehr viel besser aus, als wir im ersten Moment denken mussten“, meint Michelle – mit dem Hauch eines Lächelns.