Kronen Zeitung

Michelle startete zur Versöhnung

- georg. fraisl@ kronenzeit­ung. at

Als Bruder Marc am Samstag bei der Herren- Abfahrt regungslos unter den Kamelbucke­ln lag, war Mi

chelle Gisin auf der anderen Seite des Grödner Jochs in Alta Badia trainieren.

Zwei Tage später fuhr sie selbst im Renntempo an der Unglücksst­elle vorbei. Oder sollte man besser sagen: zitterte sich durch diese Passage. Denn allein der Blick in das Gesicht der sonst so lebenslust­igen Schweizeri­n sagte alles darüber, wie sehr ihr das Training zusetzte.

Interviews ging Michelle am Montag noch aus dem Weg, nach dem gestrigen 18. Platz aber ging sie auf die Medien zu. „ Extrem schwierig, sehr unangenehm“sei ihr erster Tag auf der Saslong gewesen. Und der Gedanke, doch nicht an den Start zu gehen, sei ständig präsent gewesen.

„ Aber wenn ich neben Marc sitze und Däumchen drehe, bringt ihm das auch nichts. Er würde sagen: , Reiß dich zusammen!‘ Deshalb hab ich es probiert. Um die Familie ein bisschen mit dieser Piste zu versöhnen.“

Die Liebe zum Rennsport habe ihr bei diesem Schritt auch geholfen: „ Ich fahre ja deswegen Rennen, weil ich es so gern tue. Auch wenn der Spaß im Moment bei minus 100.000 liegt.“

Marc wurde nach Luzern transporti­ert, ist dort im Krankenhau­s auf dem Weg der Besserung. „ Ich habe am Montag lange mit seiner Freundin und mit Mama telefonier­t. Marc hat eine schwere Gehirnersc­hütterung, aber es ist nicht so schlimm und gravierend wie damals nach Kitzbühel. Also hoffen wir das Beste. Auch wenn es derzeit schmerzhaf­t ist, es wird heilen. Aber es sieht alles sehr viel besser aus, als wir im ersten Moment denken mussten“, meint Michelle – mit dem Hauch eines Lächelns.

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Die Schweizeri­n Michelle Gisin „ besiegte“drei Tage nach dem Sturz ihres Bruders Marc die Saslong: Rang 18.
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