„ Weihnachten kann ich jetzt richtig genießen!“
Nici Schmidhofer hat sich ihre Geschenke schon selbst gemacht: Nach den beiden Abfahrts- Siegen in Lake Louise kam sie gestern in Gröden ihrem ersten Weltcup- Erfolg im Super- G nahe – nur 1,20 Meter fehlten
Das Damen- Rennen auf dem Herren- Klassiker ist Geschichte. Und nun wissen auch die Mädels, warum die Männer alle Jahre wieder mit Begeisterung ins Grödental kommen. Das umwerfende Panorama der Dolomiten, die pittoresken Orte, die Freundlichkeit der Menschen . . . „ Wenn man uns fragen würde, ob wir wieder kommen wollen, würde wohl keine nein sagen“, schwärmte etwa Ramona
Siebenhofer über die neue Damen- Destination.
Eine Luftbrücke nach Frankreich
Nun . . . eine kehrte Gröden wenig begeistert den Rücken. Und sagte klipp und klar: „ Wenn wir zurückkommen, lasse ich diese Abfahrt aus!“
Anna Veith hat sich definitiv nicht in die Herrenstrecke verliebt. 33. in der Abfahrt, 17. im Super- G. „ Das ist einfach so flach“, klagte die 29- Jährige, „ ich war zu rund, zu wenig am Limit. Das kann passieren, sollte aber nicht passieren. Das zipfte mich an.“
Während sich der Großteil des Speed- Teams nach Hause verabschiedete, übersiedelte Anna mit Riccarda Haaser nach Courchevel. Per Hubschrauber von Gröden nach Bozen, von dort per Jet nach Chambery. Im Riesentorlauf am Freitag hat Veith wieder die Top 10 im Visier. Ein neuer Ski hat im Training Hoffnungen geweckt: „ Ich hoffe, das ist im Rennen auch so!“
Seltsam, dieser Start. Als ob Langlaufen jetzt auch ein Teil des alpinen Weltcups wäre. Keine Idee der FIS, dieser extrem flache Start der Damen- Speedrennen in Gröden. Der Eigentümer wollte das obere PistenGrundstück der Saslong ( im Gegensatz zum Herren- Rennen) partout nicht zur Verfügung stellen.
Ilka Stuhec gefiel’s. Die Slowenin legte mit ihren kräftigen Schlittschuhschritten den Grundstein für ihren Double- Erfolg auf der Herrenstrecke in Gröden.
Am Mittwoch wurde die Starterkönigin aber in die Knie gezwungen. Denn im Super- G- Rennen war die Kleinste die Größte beim Langlaufen: Nici Schmidhofer gelang die beste Startzeit. „ Gar nicht so leicht, mit meinen 1,57 Meter die langen Ski so zu bewegen. Aber ich habe mir nach der Abfahrt die Ilka noch einmal angesehen und was abgeschaut.“
Mit neuem Schuh
Im Ziel war dann doch die Slowenin um fünf Hundertstel oder 1,20 Meter vorne – „ Schmidi“freute sich über den mit Tina Weirather geteilten zweiten Platz dennoch fast wie über einen Sieg. Weil die Super- GWeltmeisterin zuletzt in dieser Disziplin zu kämpfen hatte, nur schwer auf Touren zu kommen schien ( 11. Lake Louise, 9. St. Moritz). Ein neuer Schuh und ein paar Trainingseinheiten auf der Turrach lösten den Knoten. In Gröden konnte sie nicht einmal ein blauer Zeh bremsen. Ein Andenken an den Sprung am Tag zuvor bei der Abfahrt: „ So einen schönen Nagellack gibt es gar nicht“, lachte sie.
Von Gröden ging’s heim in den Weihnachtsurlaub: „ Jetzt kann ich es richtig genießen. Sieben schneefreie Tage – und dann starten wir in den Super- Jänner. Da will ich all meinen Schwung ins neue Jahr mitnehmen“, steckt die Führende im Abfahrtsweltcup für 2019 voller Tatendrang.
Vier in den Top 10
So glücklich Schmidhofer mit dem flachen Start war, so sehr nervte er Stephanie Venier: „ Gut, dass ich im Rennen nicht weiß, wie viel ich am Start schon hinten lieg, sonst bekäme ich richtig Zorn.“Die Tirolerin führte als Achte ein ÖsterreicherPaket in den Top 10 an: Die Abfahrtsdritte Ramona Siebenhofer wurde Neunte („ Ich war zu brav am Weg“), und Christina Ager schaffte als Zehnte ihr bestes Weltcup- Resultat in einem Speed- Rennen.