Kronen Zeitung

Restaurant­kritik

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Normalerwe­is bin i net so haglich, aber wenn so a Fettschwar­te dran is, dann is aus bei mir. Man zahlt ja aa net wenig für so an Hauptgang in an Restaurant. Und wenn i ma scho des Menü auswärts gönne, dann möcht i aa qualitativ verwöhnt werdn“, erklärte Norbert S. vor Gericht.

„ Also, de Gschicht war a so, i bin unlängst zum Wirtn ums Eck gangen. Es is a recht a feines Lokal, also Wirt is a Untertreib­ung. Aber wenn i dran denk, wia er se benommen hat, dann muass i sagn, Maniern hat er kane. I setz mi auf an Vierer- Tisch, a anderer war net frei, kummt er glei her und stampert mi weg und sagt: , Gehn S, san S so freundlich, setzen Sie sich zur Theke, i brauch den Tisch in Kürze für Stammgäste.’

Na, des hört ma net gern, aber i bin ja ka unfreundli­cher Mensch, deshalb hab i mi auf de, wenn auch ungemütli- chen Barhocker gsetzt. Dann wollt i was bestelln, is immer der Kellner an mir vurbeigren­nt. Nach zehn Minutn hab i dann endlich an Kellner bekniet, dass er kurz mei Bestellung aufnimmt.

Dann hab i de Zeitung glesn und auf mei Suppn und den Schweinsbr­atn gwart. Der Bratn war a Enttäuschu­ng. Den hab i zruckgschi­ckt – aa des nächste Stück und des übernächst­e.

Dann is der Wirt daherkumma und hat mi gfragt, was ma net passt. Er hat de Augn verdraht. Sag i: , Warum verdrahn Se jetzt de Augn? Glaubn S, i lüg?’

Sagt er: , Nein, nein, aber es verwundert mich dennoch. Sie sind der erste Gast heute, der den Schweinsbr­aten zurückschi­ckt. Und ich habe ihn selbst heute vor dem Mittagsges­chäft gegessen. Und ich muss sagen, er schmeckt sehr gut. Wie immer.’

Dann hat er se umdraht und war furt. Des hat mi geärgert, des geb i zua. I bin eahm nach und hab eahm angschwind­elt, dass i a Restaurant­kritiker bin. Da is er nervös wurdn und hat ma allerlei Speisen aufgetisch­t. Und darunter no an Schweinsbr­atn, diesmal vom Feinsten. , Warum net glei?’, hab i gsagt und das Geheimnis gelüftet, dass i eigentlich a Buchhalter bin. Is er explodiert und hat mi gschimpft. Deswegn san ma jetzt da.“

Der Angeklagte, nämlich der Wirt, wurde vor Gericht freigespro­chen.

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