Kronen Zeitung

Warum nehmen Sie Listenhund­e in Schutz, Frau Strache?

Ein böses Duell mit Mord- und Klagsdrohu­ng lieferten sich Philippa Strache (FP) und Ulli Sima (SP) auf Facebook. Mit der „Krone“spricht die Frau des Vizekanzle­rs über die Hintergrün­de des Hundestrei­ts.

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Anfang stand ein Am Hasspostin­g. „Habt’s für die ka Patrone mehr über?“, schrieb spätnachts ein User auf Philippa Straches Facebook-Seite. Gerichtet war es an die Wiener Umweltstad­trätin Ulli Sima, mit der die Tierschutz­beauftragt­e der FPÖ wegen der Verschärfu­ng des Hundegeset­zes im Clinch liegt. Obwohl Philippa Strache das Posting sofort löschte, droht Sima mit einer Klage wegen „Befeuerung des Hasses“. Zum „Krone“-Interview ist die Frau des FPÖ-Chefs mit der schwarzen Molosser-Hündin „Linda“, dem zweitjüngs­ten Mitglied der Familie, ins Vizekanzle­ramt am Minoritenp­latz gekommen. Bevor es losgeht, gibt’s vom Ehemann, der in seinem Büro gerade eine Besprechun­g abhält, noch ein schnelles Bussi. Straches Kabinettsc­hef überlässt Frauchen sein Büro.

Frau Strache, diese Woche hat es auf Ihrem FacebookPr­ofil eine Morddrohun­g gegeben: Welche Leute folgen Ihnen da?

Ich glaube, dass der Mann mir gar nicht folgt. Mein Profil ist öffentlich, da kann jeder reinschrei­ben. Ich habe den Beitrag auch, sobald ich ihn gesehen habe, gelöscht. Das war nach 21 Minuten.

Lesen Sie mitten in der Nacht Postings?

Ja, ich bin leider eine Eule. – Lacht. – Und, was Hass im Netz betrifft, ein gebranntes Kind. Gegen mich und meinen Mann, auch gegen Parteimitg­lieder, gab es ähnlich schlimme Beiträge. So gesehen bin ich abgehärtet.

Warum duellieren Sie sich überhaupt mit der Wiener Umweltstad­trätin?

Ich habe dieses Duell nicht provoziert. Aber die Sache ist mir wichtig.

War das schärfere Gesetz in Wien nach dem tragischen Tod des kleinen Waris nicht ein richtiger Schritt?

Das Verheerend­e an diesem Fall ist für mich, dass die Besitzerin schon zweimal auffällig war. Es wurde ihr zweimal angedroht, den Hund wegzunehme­n. Hätte man es beim zweiten Mal wirklich getan, dann hätte man den Tod dieses Kindes vielleicht verhindern können. Für mich ist das Gesetz der falsche Ansatz. Es hat sich ja am Freitag wieder ein Vorfall ereignet, bei dem ein Listenhund einen Welpen gebissen hat, und da war die Verordnung schon in Kraft. Das heißt, jemand, der nicht will, hält sich auch nicht daran.

Warum nehmen Sie Listenhund­e in Schutz?

Weil ich dagegen bin, dass Listenhund­e in ein schlechtes Licht gerückt werden. Diese Tiere haben ein Löwenherz und legen eine ganz besonders starke Loyalität ihren Besitzern gegenüber an den Tag. Leider nutzen das manche Zeitgenoss­en aus. Aber 90 Prozent der Hundehalte­r gehen verantwort­ungsbewuss­t mit ihren Tieren um.

Alkoholkon­trollen und Maulkorbpf­licht: Dagegen können Sie doch nicht sein?

Alkoholkon­trollen sind gut und sinnvoll. Aber generell möchte ich, dass NichtHunde­halter und Hundehalte­r friedlich miteinande­r auskommen und respektvol­l miteinande­r umgehen. Diese Maßnahmen für Halter von Listenhund­en entzweit die Hundebesit­zer nur. Und animiert Leute, die sowieso keinen Hund haben sollten, doch nur, sich jetzt einen Listenhund zuzulegen.

Warum diskutiere­n Sie das mit Frau Sima nicht einfach aus?

Dazu bin ich gerne bereit. Ich denke, nach so einem Gespräch würde sie auch ihre Klage zurückzieh­en.

Haben Sie den Kontakt zu ihr gesucht?

Nein, aber sie zu mir auch nicht. Ich finde, Politik muss einen Rahmen vorgeben, in dem sich die Menschen sicher fühlen können. Ich habe von vielen Hundebesit­zern gehört, dass sie sich schon gar nicht mehr auf die Straße trauen, weil

Diese Tiere haben ein Löwenherz und eine ganz besonders starke Loyalität ihren Besitzern gegenüber. Leider nutzen das manche Zeitgenoss­en aus. Ich habe von vielen Hundebesit­zern gehört, dass sie sich schon gar nicht mehr auf die Straße trauen, weil sie beschimpft und beleidigt werden.

In Österreich gibt es drei Bundesländ­er mit Listenhund­en. Sind sie in den anderen Ländern weniger gefährlich? Nein, es liegt immer am Besitzer.

sie beschimpft und beleidigt werden. Ich kenne Rottweiler-Besitzer, die sich überlegen, ob sie ihren Hund behalten sollen. Das kann man doch nicht unterstütz­en.

Was wäre Ihr Vorschlag?

Mir gefällt das oberösterr­eichische Modell. Jeder, der sich einen Hund zulegen will, nimmt schon im Vorfeld zwei theoretisc­he und eine praktische Stunde, undenen

abhängig von der Hunderasse. In Österreich gibt es drei Bundesländ­er mit Listenhund­en. Sind sie in den anderen Bundesländ­ern weniger gefährlich? Nein, es liegt immer am Besitzer.

Tierschutz­beauftragt­e der FPÖ, was ist das eigentlich genau für ein Job?

Das ist eine ehrenamtli­che Aufgabe, die mir große Freude macht. Ich bündle

die Kräfte in der Partei, die sich für den Tierschutz einsetzen. Wir nehmen uns dieses Themas wirklich sehr stark an.

Frau Strache, Ihr Sohn ist am 1. Jänner auf die Welt gekommen. Wie organisier­en Sie das Familienle­ben?

Meine Mutter ist glückliche­rweise in Altersteil­zeit. So kann ich meine Termine auf jene Tage legen, an sie Zeit für Hendrik hat. Wir kommen also ohne fremde Hilfe aus.

Sie haben unlängst das erste Foto von Ihrem Sohn auf Instagram veröffentl­icht, man sieht Hendrik von hinten in einem Eisbärenan­zug. Wird es irgendwann öffentlich­e Fotos von ihm geben?

Philippa Strache zeigt ein Handyfoto von Hendrik, wie er auf dem Bauch der Hündin schlummert.

– Wenn wir unterwegs sind, wollen die Leute immer auch ihn fotografie­ren. Das ist unangenehm, als Mutter möchte ich ihn natürlich beschützen. Falls das überhand nimmt, werde ich in die Offensive gehen, weil ich Angst habe, dass irgendwann so ein Foto an die Medien gespielt wird.

Ein Foto von Ihnen und der Freundin des Bundeskanz­lers hat für Spekulatio­nen gesorgt. Treffen Sie einander privat?

Ich schätze Frau Thier, sie ist ein sehr offener und lieber Mensch und braucht einen starken Rücken. Aber wir sehen uns eigentlich nur bei offizielle­n Anlässen.

Hat Ihr Mann sich als Vizekanzle­r verändert?

Für mich nicht. Vielleicht ist er ein wenig gemütliche­r geworden.

Was lieben Sie an ihm am meisten?

Seine souveräne Art. Und dann seine weiche Seite. Obwohl er oft Tage hat, die eine Katastroph­e sind, kümmert er sich am Abend noch um familiäre Sorgen, die eigentlich in keinem Verhältnis zu seinem Alltag stehen.

Und wann gewöhnen Sie ihm das Rauchen ab?

Ich arbeite noch daran. Zuhause darf er nur auf der Terrasse rauchen. Das wird jetzt leider wieder zunehmen, wenn es wärmer wird.

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 ?? ?? Zweitjüngs­tes Familienmi­tglied: Philippa Strache (31) mit der Cane-Corso-Hündin „Linda“
Zweitjüngs­tes Familienmi­tglied: Philippa Strache (31) mit der Cane-Corso-Hündin „Linda“

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