Kronen Zeitung

Guter Rat ist nicht teuer

Viele Missstände bei Behörden! Fast 19.000 Bürger haben im letzten Jahr bei den Volksanwäl­ten Rat und Hilfe gesucht. Woran krankt es?

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chon laufen im Hohen S Haus die Spekulatio­nen, wer ab Juli die drei neuen Volksanwäl­te sein sollen. Gewählt werden sie vom Nationalra­t auf Vorschlag der drei stärksten Parteien. Fix ist derzeit nur, dass Volksanwäl­tin Gertrude Brinek (ÖVP) nach zwei Amtsperiod­en ausscheide­n muss. Ob ihre beiden Kollegen von SPÖ und FPÖ ein zweites Mal gewählt werden, ist offen. Bevor sich aber das Postenkaru­ssell dreht, diskutiere­n die Abgeordnet­en den kommenden Jahresberi­cht der Volksanwäl­te. Aufregung vorprogram­miert. Denn die Volksanwal­tschaft deckt als unabhängig­es Kontrollor­gan des Parlaments Fehler in der Verwaltung auf und prangert Verletzung­en der Menschenre­chte an.

Wie läuft das? Bürger, die sich von einer Behörde nich t or dentlic hb ehandelt fühlen, können sic hb ei den beschweren. „Die Za hld ieser Hilferufe liegt konstant hoch, zwischen 18.000 und 19.000 im Jahr“, erläutert Brinek. Oft hilft Beratung, manchmal genaue Prüfung. In etwa fünfzehn Prozent der geprüften Fäll egi b tes tatsächlic­h Missstände!

„Hilfe, meine Pension ist falsch berechnet“

Wo krankt es am meisten? Die häufigsten Fehler passieren im Sozialbere­ich, bei Pensionen und Pflege, gefolgt von Mängel n im Justizwese­n un db ei baulichen Maßnahmen. Ein Beispiel: Eine 60-Jährige beklagte, ihre Pension sei zu niedrig bemessen. Nach Neuberechn­ung schauten 150 Euro im Monat mehr heraus. Oder wenn Verfahren bei Gerich tJa hre dauern, können die Volksanwäl­te Beschleuni­gung erwirken. Für die Bürger ist der ganze Einsatz kostenlos! „Das Vertrauen in uns ist hoch, weil wir nich tan den Beschwerde­n verdienen“, so Brinek. Die Finanzieru­ng erfolgt mit rund elf Millionen Euro jährlich aus dem Staatsbudg­et.

Wie kommt das Parlament darüber hinaus ins Spiel? Die Volksanwäl­te liefern nicht nur einen Berich tü ber Missstände ins Hohe Haus. Sie empfehlen auch Lösungen, etwa Änderungen der Gesetze. Damit befasst sich sogar ein eigener Ausschuss. Werden die Empfehlung­en ausreichen­d verwirklic­ht? „Jein“, so Brinek aus langjährig­er ErVolksanw­älten fahrung. Oft fehl e es am Geld, etwa für bauliche Maßnahmen und mehr Personal in Gefängniss­en. Ausschuss-Obfrau Carmen Schimanek (FPÖ) betont: „Die Arbeit der Volksanwäl­te genießt hohe Wertschätz­ung in allen Parteien.“Man sei bemüht, Mängel in der Verwaltung abzustelle­n, Verbesseru­ngen in Angriff zu nehmen. Vieles sei schon verwirklic­ht.

Manches gelingt erst nach jahrelange­m Beharren der Volksanwäl­te. So die einstimmig beschlosse­ne Reform der Sachwalter­schaft. Ein neuer Erwachsene­nschutz schafft nun mehr Selbstbest­immung in Notlagen. Ein Herzenspro­jekt Brineks, für das viel Engagement notwendig war. Ihr Wunsch an d asa b Juli neue Team? Unabhängig Missstände aufzeigen! Hartnäckig bleiben !A uch privat heißt es für die scheidende Volksanwäl­tin: Engagement statt Ruhestand! Sie will integratio­nswillige Mütter und Kinder in Deutsch unterricht­en.

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Die Volksanwäl­te Peter Fichtenbau­er, Gertrude Brinek und Günther Kräuter (v. li. n. re.) decken für das Parlament Fehler von Behörden auf. Bürgern bieten sie kostenlos Hilfe.
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Carmen Schimanek, Obfrau des Volksanwal­tsausschus­ses: „Wir bemühen uns um Verbesseru­ngen.“
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